Jede Woche Frauentag

„Her mit dem schönen Frauenleben – in Hamburg und weltweit“: Das Motto der heutigen Demo zum Frauentag kann frau wenigstens dienstags schon haben – beim Frauen Lesben Tag im Haus Drei

von HELGA JAHNKE

„Bekannt für sein FrauenLesbenKulturprogramm – dem letzten Frauentag (dienstags) nördlich der Elbe“, wirbt Haus Drei auf seiner Homepage. Den endgültigen Beweis muss Fritz Gleiß, Urheber dieses Slogans und Pressesprecher des Kulturzentrums jedoch schuldig bleiben: „Für Lübeck und Kiel kann ich natürlich nicht sprechen, da musst du schon selbst recherchieren. Aber für Hamburg bin ich mir definitiv fast sicher!“ Nördlich der Elbe – aber nicht Schleswig-Holstein, dafür ganz Hamburg – verwirrend ist das schon. Doch ob nun der letzte oder der einzige, welt- oder hamburgweit – dienstags ist Frauentag in der Villa im Altonaer August-Lütgens-Park: Tanz-, Kampfsport- und Fitnesskurse, die offene Holzwerkstatt, das Café „Lotte“ – all das richtet sich dann exklusiv an Frauen.

Seit der Gründung vor etwa 20 Jahren hat Haus Drei einen starken Frauen-Bereich. Den Frauentag als solchen gibt es seit etwas mehr als zehn Jahren, die Initiative ging von Frauen aus dem damaligen Vereinscafé des Kulturzentrums aus. Zunächst gab es Tanzkurse und gelegentliche Veranstaltungen im kleinen Saal, die nur für Frauen geöffnet waren. Der Frauentag wurde zu einem der Standbeine des Cafés.

„So ein Frauentag ist ein Magnet, ganz klar“

„Frauen bilden genau wie Kinder, Senioren oder die Werkstätten einen Schwerpunkt der Arbeit in Haus Drei. Der Frauentag ist eine Qualität des Hauses“, sagt Hilke Bleeken, verantwortlich für die Veranstaltungen der Frauen Lesben Kultur im Haus. Nicht umsonst habe das Bismarckbad zum Frauensaunatag am Mittwoch noch den Montag dazugenommen. „So ein Frauentag ist ein Magnet, ganz klar.“

Hilke Bleeken weiß, wovon sie spricht – die dienstäglichen Kurse und Veranstaltungen sind bestens besucht. Es gibt Konzerte, Theater, Kabarett, Vorträge zu Politik und Gesundheit von Frauen für Frauen. Das Haus bietet die Infrastruktur, Kultur nicht nur zu konsumieren sondern auch auszuüben. „Ein soziokulturelles Zentrum wie Haus Drei hat eine Starthilfefunktion, wo viele zum ersten Mal auftreten können, die noch nicht ,reif‘ sind für die Markthalle“, sagt Bleeken.

Ein ganz anderes Angebot ist die offene Holzwerkstatt. Von der Kreissäge bis zum Schnitzmesser komplett eingerichtet, ist sie dienstags exklusiv für Frauen geöffnet. Vom Schlüsselanhänger bis zum Bett wird alles gebaut. Manche Frauen kommen jeden Tag in die Werkstatt, um ihre Arbeit fertig zu machen, aber zwei Drittel kommen gezielt nur am Dienstag, weiß Anja Reimers, die als Tischlerin die Werkstatt leitet. Viele, weil sie ein Frauen-Umfeld mit weiblicher Anleitung vorziehen, viele auch, weil sie das Drumherum, die Geselligkeit, mögen. „Die Männer sind zielgerichteter, da ist immer gleich Lärm, Action, voller Maschineneinsatz, die sagen ja kaum Hallo, wenn sie reinkommen“, erklärt Reimers. „Frauen sind auch zielgerichtet, aber sie gucken auch links und rechts, sie sind kommunikativer. Es ist eine lockerere Atmosphäre in der Frauen-Werkstatt: Frau arbeitet eine Weile, geht ins Café, trifft sich mit Freundinnen, wenn der Tanzkurs zu Ende ist, arbeitet weiter.“

„70 bis 80 Prozent des Publikums sind Lesben“

Zentraler Ort ist das Café Lotte. Hier arbeitet Undine Kohl hinter der Bar. Sie war eine der Ideengeberinnen des Frauentages: Frauen aller Altersgruppen, verschiedener Sozialisation und Nationalität sollten einen Treffpunkt haben. „Es ist der einzige Platz in Hamburg, an dem sich die verschiedenen Szenen treffen, und so ist es auch gedacht“, sagt Kohl. Die Frauen kommen aus ganz Hamburg, zum Teil sind es aber auch „Landlesben, die einmal die Woche hierher tingeln. Zum Tanzcafé kommen sie aus ganz Norddeutschland, aus Kiel, Rostock ..., die übernachten dann in der Stadt.“ Siebzig bis achtzig Prozent des Publikums am Dienstag sind Lesben, schätzt Kohl, „für die Kneipe ist es der bestlaufendste Tag der Woche“.

Für die Frauen auch, sagt Anja Reimers: „Erst hier arbeiten, im Sommer das Café oder oben eine Veranstaltung – das ist ein runder Abend.“

Jeden Dienstag im Haus Drei (Hospitalstraße 107, Tel. 38 61 41 04, Hilke Bleeken, www.haus-drei.de): Frauen- & Lesbencafé, 17-24 Uhr, Holzwerkstatt, 17-21 Uhr, Sport- und Tanzkurse. Tanzcafé (rauchfrei) jeden 4. Dienstag im Monat.