Lieber fromm als instrumentell

Betr.: „Altar und Krone nicht verbunden“, Leserbrief von Elfriede Streuek, taz bremen vom 27.02.03

Es muss eine sehr weltliche Religion sein, der Frau Streuek anhängt. Geht sie doch in ihrem Brief von „Heilstatsachen“ aus, die der Heiligen Schrift zugrundeliegen. O du aufgeklärter Protestantismus, von Frau Streuek und Martin Luther „aus den Fesseln einer falsch verstandenen Frömmigkeit befreit“. Tatsachen erfassen wir mit dem Verstande, wie alle möglichen Dinge des Tageslebens. Bei dem, was uns die Heilige Schrift gibt, handelt es sich um Offenbarungen, die, vom Glauben durchdrungen, aber gerade nicht verstanden werden können. Die Reduktion dieser Offenbarungen auf Tatsachen ist etwa so schlüssig wie die Reduktion eines alten Rotweins auf die ihn bewahrende Flasche. Bei solch Glaubensverständnis nimmt es nicht wunder, dass Frau Streuek durchaus weltliche Dinge in den Aufgabenkanon der Gemeinde aufnehmen will: die, ich zitiere, „Unterstützung der staatlichen Verantwortungsträger“ – sprich: der Motschmänner dieser Welt. Wer mit derart durchaus durchsichtigen Spiegelfechtereien agiert, muss damit rechnen, dass andere, wie etwa der investigativ verdiente Spürhund der taz bremen Urdrü, dieses instrumentelle Verhältnis zum Glauben durchschaut und anprangert. Denn wenn schon bigott, dann doch lieber frömmlerisch als aufgeklärt.

Thorsten Schlusche, Bremen