Berlusconi dankt

Bisschen Plaudern, Pressekonferenz und ein gutes Abendessen – ein rekordverdächtig kurzer Bremer Gipfel

taz ■ Um halb acht Uhr traten die beiden Staatsmänner Gerhard Schröder und Silvio Berlusconi am Donnerstagabend vor die Presse. Der italienische Regierungschef dankte ausdrücklich für die „herzliche Begrüßung“ und erklärte: „Eine Stadt, die für ihre Weltoffenheit, Toleranz und Liberalität bekannt ist“, sei ein „geeigneter Ort“ für das Treffen mit dem deutschen Bundeskanzler.

Einige hundert Demonstranten hatten vom Domshof aus „Berlusconi – du Faschist, wir wollen, dass du dich verpisst!“ gerufen. Bei der italienischen Delegation soll für Unmut gesorgt haben, dass man die Demonstrations-Rufe bis ins Rathaus hören hatte können. Nachdem ein Farbei gegen einen Wasserwerfer gekracht war, drängte die Polizei die Demonstranten zurück. Insgesamt berichtete das „Bündnis Resistenza“ gestern von zehn Festnahmen.

Schröder meinte auf der abschließenden Pressekonferenz entschuldigend, leider habe Bremen kein „mediterranes Klima“, aber das habe er auch nicht erwartet. Dass es unterschiedliche Meinungen in der Irak-Frage gebe, sei bereits vor dem Gipfeltreffen bekannt gewesen – und das sei auch so geblieben. Der US-freundliche Kurs der Mitte-Rechts-Regierung in Italien steht im krassen Gegensatz zu Volkes Stimme. Etwa drei Viertel der Italiener sind gegen einen Krieg in Irak. Zwei bis drei Millionen Demonstranten in Rom waren bei den weltweiten Friedenskundgebungen am 15. Februar.

Die italienischen und die deutschen Journalisten durften auf der Bremer Pressekonferenz jeweils drei Fragen stellen, dann gingen die Herren zum Abendessen ins neue Ratskeller-Orchidée.

Konkret scheint es auch um nichts Berichtenswertes gegangen zu sein. Eine Lösung gab es auch nicht im deutsch-italienischen Streit um das satellitengestützte Navigationssystem „Galileo“, von dem in Bremen einige Arbeitsplätze abhängen.

Obwohl seit längerem absehbar war, dass es der deutsche Außenminister Joschka Fischer wichtiger fände, zur Tagung des UN-Sicherheitsrats nach New York zu fliegen, war das Bremer Treffen als zweitägige große Konferenz vorbereitet worden. Jetzt flog Berlusconi nach dem kurzen Höflichkeitsbesuch bereits am Abend wieder ab. kawe