Ab in die Zukunft

Gitta Wegner berät Menschen bei ihrem Weg in die eigene Existenz

„Bei der Gründung wird sehr gepusht – aber was ist danach?“

Früher stand sie in der Apotheke. Heute sitzt sie im Kontorhaus an der Schlachte und berät Menschen, die sich eine Existenz aufbauen wollen. Ungewöhnlich? „Nach 15 Jahren Berufstätigkeit habe ich mir gesagt: Das kann’s doch jetzt noch nicht gewesen sein“, erzählt Gitta Wegner, Beraterin bei K.U.M., dem Kontor für Unternehmens- und Marketingberatung an der Schlachte.

Nach der Apotheke kommt dann ein Studium: Betriebswirtschaft an der Wirtschafts- und Sozialakademie, danach der erste Job in einem ganz anderen Bereich: Die nächsten sechs Jahre ist Gitta Wegner Geschäftsführerin der taz bremen. Sechs Jahre – „das ist wohl meine magische Zahl“, sagt die 48-Jährige heute. Denn es folgen sechs Jahre Geschäftsführung im Frauenstadthaus. Dann wird Gitta Wegner angeboten, in einem Modellprojekt für selbstbestimmtes Wohnen im Alter mitzuarbeiten. Sie sagt zu. Und hat nun neben ihrer halben Stelle im Frauenstadthaus eine weitere halbe Stelle zu bewältigen. Plus Kind. „Ich wollte endlich mal Geld verdienen“, sagt sie, „aber ich hab’ gemerkt: Das geht nicht, das ist zuviel.“ Sie verlässt das Frauenstadthaus, und als das von vornherein zeitlich befristete Wohnprojekt endet, beginnt sie bei K.U.M.

„Ich hol’ die Leute da ab, wo sie sind“, beschreibt sie ihre Arbeit. Zu ihr kommen Menschen mit Ideen für ein eigenes Unternehmen. „Wir gucken gemeinsam, ob das Zukunft hat.“ Gründungsberatung und betriebswirtschaftliches Coaching, so heißt Gitta Wegners Aufgabe offiziell. „Zu merken, wieviel Energie und Zielstrebigkeit die Leute dann entwickeln können, das macht viel Spaß“, erzählt sie. Wichtig ist ihr, nicht nur im Vorfeld der Gründung da zu sein, sondern auch in der Anlaufphase – ein Faktor, der viel zu sehr vernachlässigt werde, moniert Wegner: „Bei der Gründung selbst wird sehr gepusht – aber was ist danach?“

Gitta Wegner hat schon einigen in die eigene Existenz geholfen, auch Männern. Die Architektin, die Friseurin, die Logopädin und „viel im Dienstleistungsgewerbe“ fallen ihr spontan ein. Männer, weiß Wegner aus ihrer Praxis, „steigen groß ein, Frauen gründen eher so, dass sie für sich das Gefühl haben, die Sache ist überschaubar.“ Solider und gründlicher seien Frauen beim Gründen, „Frauen gehen bis an die Grenze des für sie Überschaubaren.“ Das reicht ja auch. sgi