Mit triefender Nase

Der Rocker Ryan Adams startet am Samstag seine Deutschlandtournee in der Kölner Live Music Hall

Wie ausgehöhlt schlich er damals auf die Bühne, setzte sich ans Klavier und klimperte ein paar Töne. Eine Grippe habe ihn so zugerichtet, sollte er später sagen und ein jämmerliches Bild abgeben: Seine Nase lief, er hüstelte und stöhnte, rotzte in ein Handtuch. In dieser Reihenfolge. Immer wieder. Zwischendurch aber gesundete er, stets einen Song lang und rockte.

Am kommenden Samstag startet Ryan Adams in Köln seine Deutschland-Tournee. Dort wird er auf die Bühne der „Live Music Hall“ steigen, er wird singen, er wird Instrumente bedienen. Das steht fest, mehr aber auch nicht. Denn vielleicht ist der Mann aus North Carolina wieder sterbenskrank, vielleicht auch sterbensvoll oder einfach mies gelaunt. Mister Adams ist eben unberechenbar.

Sicher ist, dass Adams mit Jesse Malin unterwegs ist, seiner Ein-Mann-Vorband. Die beiden, Adams und Malin, sind befreundet und musikalisch quasi Zwillinge. Malin tendiert eher zum Jammerrock. Adams aber ist so ziemlich das Beste, was Amerika derzeit in die Welt schickt. Auch wenn sie ihn allein aussenden, ihren wüsten Helden, ohne scheppernde Band im Rücken. Bei Ryan Adams geht das problemlos.

Auf seinem neuen Album, kurz „Rock `n Roll“ genannt, hat er die meisten Instrumente selbst eingespielt. Auch auf der Bühne wechselt er sie durch: mal Klavier, mal Akustik-, mal E-Gitarre, mal sanft, mal heftig. Wie im vergangen Jahr, als er durch die Republik reiste und eine Coverversion von „Wonderwall“, einem der erträglicheren Lieder von Oasis, entwarf. Die Brit-Poper ließen sich damals gerade etwas weiter südlich ihre Gebisse richten. Eine Schlägerei in einem Münchner Hotel war für die englische Gang eher schlecht verlaufen. Seit der „Wonderwall“-Kopie wisse er endlich, was der Song bedeute. Sagt nicht Adams. Sagt Oasis-Frontmann Liam Gallagher.

BORIS R. ROSENKRANZ