Militärshow im Dom

Kölns Kardinal Meisner lobt beim Soldatengottesdienst den Bund als „größte Friedensbewegung Deutschlands“

KÖLN taz ■ „Die Waffen nieder!“ Sich diesen klaren Satz von Bertha von Suttner zu eigen zu machen, ist Kardinal Joachim Meisners Sache nicht. Stattdessen lobte er am Mittwoch beim Soldatengottesdienst im Kölner Dom die Bundeswehr als „größte Friedensbewegung Deutschlands“ und ermahnte die Soldaten, die Gesetze des Rechtsstaates einzuhalten, denn dann handelten sie „moralisch legitim. Nur da, wo Uniformträger Diktatoren stützen und andere Länder überfallen, wo sie als Soldateska die Freiheit ihrer Schutzbefohlenen mit Füßen treten, pervertiert Recht in Unrecht.“

Über 2.000 Angehörige aller Waffengattungen, dazu Vertreter von Nato-Partnern, waren zum „Weltfriedenstag“ in den Dom gekommen. Die einen im schmucken Ausgehmantel, andere im Kampfanzug. „Freiwillig“ sei er dabei, betonte einer, und schob sofort nach: „Und damit unser Zug voll wird.“ Viele zeigten sich während des Gottesdienstes bei den Liedern wenig textsicher und auch wenig erfahren bei den katholischen Ritualen. „Gott ist Gott“, meinte ein evangelischer Panzerbrigadist, der „natürlich auch freiwillig“ die Kirchenbank drückte.

Während in der kalten Kirche Meisner vor Bundesverteidigungsminister Peter Struck und Kölns OB Fritz Schramma den Soldatinnen und Soldaten Mut zusprach, ihre „Mitmenschen gegen ungerechte Angriffe“ zu schützen, froren davor eine Handvoll Demonstranten, die meisten von Pax Christi. Auf Transparenten forderten sie zur Desertion auf und hielten Meisner seine eigenen Worte aus dem Jahr 1996 vor: „Nur in betenden Händen ist die Waffe vor Missbrauch sicher.“ Einer hatte sich als Tod mit Stahlhelm verkleidet: „Krieg ist immer Mord“, verkündete er.

Die Kirchgänger, die aus dem Dom strömten, beachteten den Protest kaum. Zuvor hatten sie noch fleißig Geld in die Ablass-Kollekte geworfen, gesammelt wurde für Kinder und Jugendliche, die im Kosovo Opfer von Landminen geworden sind. Jetzt eilten sie zum Roncalliplatz, dort schenkte das „VBK 31 Logistikteam“ von der Truppenküche Butzweiler Hof heißen Kaffee und Erbsensuppe mit Wurst aus. Nur eine halbe Hundertschaft in Tarnanzügen durfte nicht mitessen: Sie musste „ohne Tritt, marsch“ sofort zurück in die Kaserne. Jürgen Schön