Otto-Versand machts kurz

Konzern will einsparen, aber nicht entlassen. Gewerkschaft ver.di zeigt sich gesprächsbereit

Der Hamburger Otto-Versand plant eine Sparrunde in der Konzernzentrale. Der größte Versandhändler der Welt will mittelfristig die „beeinflussbaren Kosten“ in der Hauptverwaltung um 25 Prozent senken, wie Unternehmenssprecher Detlev von Livonius mitteilte. Kündigungen soll es aber nicht geben, stattdessen soll mittels normaler Abgänge Personal reduziert werden. Außerdem soll bei Reisekosten, Telefonaten und in anderen Bereichen gespart werden.

In den betroffenen Abteilungen arbeiten 3.000 Mitarbeiter. Die Kaufzurückhaltung vieler Kunden hatte die gesamte Handelsbranche im vergangenen Jahr hart getroffen. Der Konzernsprecher sagte allerdings, die Sparrunde sei keine Reaktion auf schlechte Ergebnisse. Vielmehr gehe es darum, in guten Zeiten den Konzern fit für den Wettbewerb der Zukunft zu machen. Otto sei vielmehr „kerngesund“, so von Livonius.

Konzernchef Michael Otto hatte vor wenigen Tagen erklärt, der Handels- und Dienstleistungskonzern schließe für das laufende Geschäftsjahr einen leichten Umsatzrückgang nicht aus. Im vergangenen Geschäftsjahr betrug der Umsatz der Otto-Gruppe 19,19 Milliarden Euro, was einen Rückgang um 0,8 Prozent bedeutete. Der Jahresüberschuss war dagegen um 25,9 Prozent gestiegen. Als Grund nannte das Unternehmen Kostensenkungen und höhere Spannen zwischen Wareneinkauf und Verkauf. Otto beschäftigt weltweit 65.000 Menschen, zu dem Konzern gehören auch Marken wie „Sport Scheck“, „Eddie Bauer“ oder der Lieferservice Hermes.

Die Gewerkschaft ver.di erwartet von Otto, dass die „Geschäftsoptimierung intelligent und gemeinsam mit den Beschäftigten gestaltet wird“, wie der stellvertretende Landeschef Ulrich Meinecke sagte. Wenn die Sparmaßnahmen nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen würden, sei ver.di „bereit, an solchen Regelungen mitzuwirken“, so Meinecke. AP/AHA