Welle hoch wie nie

Uni-Streik geht in die zweite Woche. Seminar in Haspa-Filiale bekräftigt Rücktrittsforderung an Hochschulrat. Listen fordern, Protest zu verstetigen

Aus Protest gegen die Hamburger Hochschulpolitik hat gestern ein Seminar des Studienganges Gender Studies der Universität versucht, seine Sitzung in einer Haspa-Filiale an der Grindelallee abzuhalten. Damit bekräftigten die Studierenden ihre Rücktrittsforderung an den Hochschulrat, dessen Mitglieder mehrheitlich nicht der Uni entstammen. Haspa-Vorstand Harald Vogelsang sitzt in dem mächtigen Gremium, das aus Sicht der Studierenden auf die „Ökonomisierung“ der Hochschule abzielt. Weil die Filialleitung mit Polizei drohte, wichen die Protestler in den Dammtor-Bahnhof aus.

Mit der Aktion gingen die Uni-Studierenden gestern in die zweite Streikwoche. Ihr Protest wendet sich gegen das neue Hochschulgesetz von Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos), das neben den Räten Studiengebühren und den Abbau von Studienfächern und -plätzen vorschreibt. Die Protestler fordern stattdessen „Bildung für alle“ durch staatliche und bedarfsdeckende Hochschulfinanzierung. Mehrere Fachbereiche bekräftigten gestern in Vollversammlungen ihre Unterstützung für den Streik. Alexandra Jaeger vom Streikkomittee sagte: „Das zeigt, dass der Streik von der Basis getragen wird.“

Am Nachmittag stellten mehrere Listen, die diese Woche zur Wahl des Studierendenparlaments (SP) antreten, ihre Positionen zum Streik vor. Alexander Haack von der Fachschaftsliste, hinter der Grünen Hochschulgruppe stärkste Fraktion im aktuellen SP, lobte, die „Streikwelle ist so hoch wie nie“. Darum hätten die Studierenden „eine reelle Chance“, die politischen Parteien zum Umdenken ihrer jetzigen Politik zu bewegen. Till Petersen von der PDS-nahen Liste Links forderte, „die Verweigerung muss Kontinuität bekommen und institutionalisiert werden“. Als Beispiel nannte er die Thematisierung der Bildungsreformen in Lehrveranstaltungen.

Als Einzige der 15 zur Wahl antretenden Listen lehnt der CDU-nahe Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) den Streik strikt ab. „Wir können die Forderungen nach Verbesserung der Studienbedingungen verstehen“, so RCDS-Kandidat Markus Horschig. Jedoch dürften dafür nicht die Studenten „bestraft werden, indem man sie vom Studieren abhält“. EVA WEIKERT