Rhetorisches Eigentor

Der Aufsichtsratsvorsitzende des SV Werder, Franz Böhmert, lässt sich im Rathaus zum 70. Geburtstag feiern. Filzvorwürfe tut er als Missverständnis ab

Bremen taz ■ Eigentlich hatte Klaus-Dieter Fischer ja einen anderen Herrn vor Augen gehabt, als er 1963 einen neuen Mannschaftsarzt für den SV Werder Bremen suchte. Der junge Anästhesist Franz Böhmert erwies sich dann aber doch als glückliche Wahl. 1970 wurde er Vereinspräsident, später Aufsichtsratsvorsitzender. Jüngst geriet er Seite an Seite mit Fischer ins Visier der Bremer Staatsanwaltschaft: Verdacht auf Baubegünstigung.

Wenn einer wie Böhmert seinen siebzigsten Geburtstag feiert, dann standesgemäß: im Prunk des Oberen Rathaussaals, mit Sekt und stilvoller Bläsermusik, vor allem aber mit viel Prominenz. Um im Fachjargon zu bleiben: die Hütte ist voll. Rudi Völler ist da, Uwe Seeler und Hans Koschnick sind gekommen, Marco Bode auch. „Wer liest, genießt“, steht auf der Papiertüte, die er mitführt. Lesestoff für langatmige Reden? Daran herrscht hier kein Bedarf. Alle legen sich mächtig ins Zeug. Bürgermeister Hartmut Perschau preist die Fachkenntnis des Jubilars in Sachen Modelleisenbahn und lockert die Atmosphäre mit Witzchen über ältere Männer auf, die zu Hause über den Staubsauger ihrer Frau stolpern. Willi Lemke klebt lieber Fußbälle auf eine Flip-Chart-Tafel. Der unverzagte Bildungsreformer vergibt Höchstnoten für den Fußballkenner, Chef und Weggefährten Böhmert. Nebenbei keilt er elegant in Richtung Medien: der Jubilar solle sich nicht von der überregionalen Berichterstattung aus dem Konzept bringen lassen, sondern weiterwerkeln.

Einzig im Bereich der Rhetorik unterstellt Lemke dem Geburtstagskind gewisse Schwächen – symbolisiert durch einen Ball mit zu wenig Luft. Zu Recht. Fahrig schwingt Böhmert seine Dankesrede. Immerhin: auch er weiß zu überraschen. „Es gibt Leute, die nennen das Filz, was ich unter gemeinsamem Handeln verstehe“, versucht der Narkose-Kenner all jene einzulullen, die ihm unlautere Machenschaften unterstellen. Na dann: herzlichen Glückwunsch! kut