Der Blick in die Zukunft ist pessimistisch

Das Weltwirtschaftsforum in Davos stellt zum Thema „Sicherheit und Wohlstand“ eine weltweite Umfrage vor

BERLIN taz ■ Sicherheit ist ein Gefühl, Wohlstand auch. Ob jemand tatsächlich finanzielle Problem hat oder gefährlich lebt, hat damit offenbar wenig zu tun. Das ist das Ergebnis einer Studie, die zu Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlicht wurde. „Sicherheit und Wohlstand“ lautet das Thema des diesjährigen Treffens von mehr als 2.000 Vertretern aus Wirtschaft und Politik.

Im Auftrag des Forums befragten Meinungsforscher des Züricher Gallup-Instituts rund 43.000 Menschen in 51 Ländern. Die Interviews wurde zwischen Ende November und Anfang Dezember geführt – also vor der Gefangennahme von Saddam Hussein und vor der Entscheidung Muammar al-Gaddafis, künftig auf Massenvernichtungswaffen zu verzichten.

Nur jeder fünfte der Befragten schätzte die weltweite Sicherheitslage als „gut“ ein. Mehr als vierzig Prozent meinten dagegen, die Lage sei „schlecht“. Die Hälfte der Interviewten glaubt, dass die nächste Generation in einer unsichereren Welt leben wird als heute.

Besonders pessimistisch sind die Menschen in den Regionen, die heute relativ reich und sicher sind. In Westeuropa gehen zwei Drittel davon aus, dass Lebensstandard und Sicherheit in den nächsten dreißig Jahren abnehmen werden. Bei den Deutschen habe die Wiedervereinigung einen „Mangel an Zuversicht“ hinterlassen, glauben die Meinungsforscher. Drei von vier Deutschen halten ihr Land für ärmer als vor zehn Jahren und fast genauso viele gehen davon aus, dass die nächste Generation noch schlechter dran sein wird. Die düstere Grundhaltung schieben die Forscher auch der Euroeinführung zu: Am wenigsten verzagt nämlich seien die Menschen in denjenigen EU-Länder, die auf den Euro verzichtet hätten – etwa Dänemark und Großbritannien.

Besonders große Angst haben viele Menschen vor Armut im Alter. Dies trifft vor allem auf Länder mit alternder Bevölkerung zu – etwa die EU-Staaten, Japan und Südkorea. Aber auch in Südamerika, wo viele Staaten hoch verschuldet sind und die privaten Ersparnisse zu großen Teilen den Finanzkrisen zum Opfer fielen, gewinnt das Thema an Bedeutung. Am wenigsten Sorgen macht man sich laut der Studie in Afrika – und das, obwohl „die Altersvorsorge in dem von Aids gebeutelten Kontinent für viele doch eine schwere Vorstellung sein muss“.

Neben der Bedrohung durch Terrorismus und Krieg empfinden viele Menschen auch die Zerstörung der Umwelt als zunehmende Gefahr. Hier liegen die Ukrainer an der Spitze, wo drei von vier Befragten ihre Gesundheit bedroht sehen – „eine Folge von Tschernobyl“, so die Studie.

Optimistisch blicken die Menschen dort in die Zukunft, wo sie in letzter Zeit besonders schlimme Erfahrungen mit Armut und Unsicherheit machen mussten. So meint die Hälfte der Befragten in Afghanistan, Pakistan und Indien – drei Länder mit Bürgerkrieg, Terrorismus und instabiler politischer Lage –, es könne für ihre Kinder wohl nur noch besser werden. Auch in Staaten, in denen nach langer Zeit neue Leute an die Macht gekommen sind, herrscht Optimismus, so etwa in Kenia, Georgien und Bosnien-Herzegowina.

Übrigens wird auch in dem Land, wo man es vielleicht am wenigsten erwartet, die Entwicklung von Wohlstand und Sicherheit überdurchschnittlich positiv eingeschätzt: in den USA.

KATHARINA KOUFEN