Schwebebahn der deutschen Einheit

Transrapid von Hamburg nach Berlin: Vor acht Jahren wurden die Pläne beerdigt

Fast zehn Jahre lang war eine Transrapid-Verbindung zwischen Hamburg und Berlin als verkehrspolitisches Gespenst durch Norddeutschland geschwebt. Am 6. Februar 2000 aber beschloss die damalige rot-grüne Bundesregierung das Aus für das einstige Lieblingsprojekt von Ex-Kanzler Helmut Kohl (CDU). Ihm und der Industrie hatte die 287 Kilometer lange Paradestrecke zwischen den beiden Metropolen als Sinnbild der deutschen Einheit gegolten.

In 65 Minuten sollte der Magnetgleiter mit mehr als 400 Stundenkilometern auf Stelzen von City zu City schweben. Doch in die schwarzen Zahlen wäre das Prestigeprojekt nie gekommen: Es verschlang eine viertel Milliarde Euro an Planungskosten, die Berechnungen für den Streckenbau wuchsen von drei auf 4,5 Milliarden Euro an, die Passagierprognosen wurden kontinuierlich nach unten korrigiert – und der Zuschussbedarf nach oben. Nachdem die Wirtschaft Anfang 2000 erklärte, das betriebswirtschaftliche Risiko müsse beim Steuerzahler liegen, zog die Bundesregierung die Notbremse.

Geplatzt waren damit auch die Tagträumereien der norddeutschen Handelskammern von einem „Eurorapid“. Diese langfristige Vision sah weitere Strecken vor: von Hamburg über Bremen und Groningen nach Amsterdam sowie von Hamburg über den Fehmarnbelt nach Kopenhagen; von Berlin sollten die Stelzenbahn verlängert werden nach Warschau und über Dresden nach Prag, Wien und Budapest.

Nachdem ein volles Jahrzehnt an verkehrspolitischer Vernunft verschenkt worden war, begannen die Planungen für eine ICE-Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Nach dreijähriger Bauzeit ging sie am 12. Dezember 2004 in Betrieb. Die Kosten betrugen 650 Millionen Euro, die Fahrzeit liegt bei 90 Minuten. SMV