„Wir werden daran arbeiten“

Britanniens Regierungschef und Kriegsfalke Tony Blair schwurbelt sich auf MTV durch eine angeblich offene Diskussion zum Irakkonflikt. Die Plauderstunde läuft heute auch bei uns (23.00 Uhr, MTV)

von RALF SOTSCHECK

Tony Blair ist nicht nur Exgitarrist einer Studentenkombo, sondern auch ein Freund der Jugend. 40 junge Leute aus 24 Ländern trafen sich deshalb am Freitagabend beim Musiksender MTV, denen der britische Premierminister Rede und Antwort stehen sollte. Thema der Sendung: „Ist Krieg die Antwort?“

Das Publikum war handverlesen, die Fragen vorher abgesegnet. Und Moderator Trevor Nelson tat ein Übriges, sodass Blair niemals in Bedrängnis geriet: Hakte jemand nach, wenn Blair der Frage ausgewichen war, würgte Nelson ihn ab. So kam am Ende keine Diskussion, sondern lediglich eine Ansammlung von Statements zustande, die man schon dutzende Male gehört hat.

Und wie meisten Fragesteller war natürlich auch Tony Blair gegen Krieg, behauptete er jedenfalls: „Krieg ist nicht die erste Antwort.“ Doch wenn Saddam nicht die Waffen abgebe oder ins Exil gehe, bleibe eben nichts anderes übrig. Ein junger Schwede erklärte dem Premierminister daraufhin, dass er Anthrax in seiner Gartenlaube herstellen könne, und fragte: „Warum bombardieren Sie nicht Schweden?“

Einige Exil-Iraker verlangten von Blair eine Garantie, dass der Irak nach dem Krieg eine echte Demokratie erhalte. „Wir werden daran arbeiten“, sagte Blair, „wir werden einen Weg mithilfe der UN finden.“ Im Übrigen sei der Friedensprozess im Nahen Osten der Schlüssel für einen dauerhaften Frieden in der Region. „Mit George Bush haben die USA zum ersten Mal einen Präsidenten, der für einen unabhängigen palästinensischen Staat ist“, sagte Blair. Und Nordirland habe bewiesen, dass man mit Verhandlungen durchaus weiterkommen könne. Für den Irak lässt er das freilich nicht gelten.

Die jungen Leute waren zu wohlerzogen und offenbar auch ein wenig stolz darauf, dass der Premierminister mit ihnen sprach, um ihn auf solche Widersprüche hinzuweisen. Einer immerhin fragte, warum die Regierung denn bei der Diplomarbeit eines Studenten abschreiben müsse, um die Gefährlichkeit von Saddam zu beweisen, doch Blair blieb die Antwort schuldig: Niemand werde wohl bestreiten, dass Saddam eine Gefahr darstelle, und mit Öl hätten die Kriegspläne schon gar nichs zu tun. Sein Land sei „Netto-Exporteur von Öl“, sagte Blair, „wir brauchen das irakische Öl nicht.“

Der Hinweis, dass die britischen Ölvorräte langsam, aber sicher zur Neige gingen, konnte nicht angebracht werden. Dazu war die Veranstaltung viel zu sorgfältig choreografiert.