die anderen – aus großbritannien zum irak-konflikt
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Der linksliberale Guardian: Der britische Versuch, die zweite UN-Resolution zu retten, hat Züge von Verzweiflung. Auf der einen Seite steht ein besessener, unnachgiebiger George Bush, der angeblich für einen Angriff „keine Erlaubnis“ braucht, aber immer noch auf die Briten zählt. Auf der anderen Seite stehen fast die gesamten Vereinten Nationen, einschließlich vieler unserer engsten Verbündeten. Die Frage, wie genau Tony Blair und sein glückloser Außenminister Jack Straw in diese lächerliche, schädigende und gefährliche Lage kamen, wird Historiker noch lange beschäftigen.

Der konservative Sunday Telegraph: Die rechtliche und moralische Diskussion um einen Irakkrieg ist vorüber. Jetzt geht es nur noch um den politischen Kuhhandel. Die Vereinten Nationen können der Logik ihrer ersten Resolution folgen, oder sie können demonstrieren, dass ihre eigenen Resolutionen wirkungslos sind. Das allein wäre ein großer Sieg für den irakischen Diktator. Falls die Soldaten frustriert heimkommen müssten, würde die Machtbasis von Saddam Hussein in der Region gestärkt. Darum können Großbritannien und Amerika die Verhinderungstaktiken der Kriegsgegner in der UN nicht weiter dulden.

Die liberale Sonntagszeitung The Observer: Die Welt steht – tief gespalten – am Rande eines Krieges. Immer noch haben die beiden rivalisierenden Fraktionen bei den UN mehr gemeinsam, als man mit bloßem Auge sieht. Mit der von Großbritannien unterstützten zweiten Resolution soll versucht werden, die Differenzen zu überbrücken. Die Anzeichen aber sind, dass die USA die Geduld verlieren und mit der „Koalition der Willigen“ in einen von den Vereinten Nationen nicht gebilligten Krieg ziehen werden. Damit würden die UN beschädigt und für künftige Aufgaben – wie Kaschmir und Palästina – weitgehend unfähig gemacht.

Die konservative Times: Die Abstimmung im UN-Sicherheitsrat in der nächsten Woche ist der letzte Schritt in dieser langen Diskussion. Falls der Kompromissvorschlag nicht durchkommt, müssen die USA und Großbritannien unweigerlich das Vakuum füllen. Wenn die Resolution angenommen würde, gäbe es wenigstens einen gewissen Grad an internationaler Einigkeit. Saddam Hussein sähe sich einer Herausforderung gegenüber. Der britische Außenminister Jack Straw hat einigen seiner Kollegen mit dem ergänzten Antrag eine diplomatische Rettungsleine zugeworfen. Es wäre sehr unklug, sie nicht zu nutzen.