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Spezialität aus Holland

Jeden zweiten Montag im Monat stellen wir an dieser Stelle ein Unternehmen aus dem Natur-Aktien-Index vor. Heute: Triodos Groenfonds aus den Niederlanden, eine Fusion dreier Öko-Fonds

„Groenfonds“, also „grüne Fonds“, sind „eine Spezialität“ aus den Niederlanden, weiß man beim Institut für Umwelt Markt Gesellschaft (Imug). Die Hannoveraner erstellen die Unternehmensprofile für den Natur-Aktien-Index (NAI) und nehmen dabei jeden darin vertretenen Wert genau unter die Lupe. Diese Kategorie von Fonds enthalte Direktbeteiligungen aus Unternehmen, von „denen die niederländische Regierung erklärt hat, dass sie von besonderem Interesse für den Schutz der Umwelt und Natur sind“. In Deutschland dürfte man auf derartig eindeutige Bekenntnisse der Staatsführung selbst unter Rot-Grün vergebens warten. Schon die Durchsetzung der verbindlichen ökologischen Berichtspflicht bei der staatlichen Altersvorsorge hat man vergeigt.

Bei den Nachbarn gehören zu solchen Unternehmen von besonderem Interesse „in erster Linie“ ökologisch arbeitende Landwirtschaftsbetriebe und Firmen der Windenergiebranche. Die Erträge der Groenfonds sind in den Niederlanden seit 1995 einkommenssteuerfrei, so Imug Investment Research. Insofern seien sie unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten besonders für diejenigen Investoren interessant, die ihre Freibeträge für Einkünfte aus Kapitalvermögen bereits ausgeschöpft hätten. „Aus ökologischer Sicht“, heißt es im Unternehmensprofil, „sind die finanzierten Unternehmen und Projekte aufgrund der strengen Auswahlkriterien der niederländischen Regierung durchweg interessant.“

Der Triodos Groenfonds ist an der Amsterdamer Börse notiert, aber auch in Deutschland erhältlich (München und Berlin, WKN 884 004). Er entstand im Juni 1998 aus der Fusion dreier ökologischer Fonds der Triodos Bank. Zusammengelegt wurden seinerzeit der schon 1990 gegründete Biogrond Beleggingsfonds (Finanzierung ökologischer Landwirtschaft), der Het Windfonds, gegründet 1993 zur Finanzierung von Windkraftprojekten und anderen Formen regenerativer Energieerzeugung, sowie der Het Groene Beleggingsfonds von 1995, der zur Finanzierung von Projekten diente, die vom niederländischen Ministerium für Raumordnung und Umwelt als „grüne Projekte“ anerkannt wurden. Alle Investitionen des Groenfonds „liegen hauptsächlich in den Niederlanden“, weiß man beim Imug.

Die 1980 gegründete Triodos Bank selbst sei „eine niederländische Universalbank für ethisch-ökologische Geldanlagen und Bankdienstleistungen“. Sie habe eine Bilanzsumme von 534 Millionen Euro aufzuweisen (Stand: April 2002). Ihr Tätigkeitsschwerpunkt liegt auf den Gebieten soziales Wirtschaften, Natur und Umwelt, Non-Profit und Kunst sowie Nord-Süd-Projekte. Kennengelernt hätten ihre Gründer „die Arbeitsweise einer ethisch-ökologischen Bank“ bei der Bochumer GLS Gemeinschaftsbank.

Der Triodos Groenfonds engagiere sich „entsprechend seinem staatlich gesetzten Rahmen“ ausschließlich in umweltrelevanten Unternehmungen. Zu den für den Fonds interessanten Projekten zählen beispielsweise die Entwicklung und Instandhaltung von Wäldern und Naturschutzgebieten, Produktion und Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten nach biologischen Grundsätzen sowie die industrielle Weiterverarbeitung von landwirtschaftlichen Grundstoffen zu Produkten, die zwar nicht zum Verzehr oder als Futtermittel geeignet sind, aber die Umwelt entlasten. Zu den ebenfalls interessanten Investments für den Groenfonds zählen zum Beispiel regenerative Energien, ferner allgemein und nicht näher bezeichnete „sonstige Projekte, die für den Schutz der Umwelt von Interesse sind“.

Das Portfolio besteht nach Imug-Angaben zu etwa 85 Prozent des Fondsvermögens aus „grünen Projekten“ (gesetzlich vorgegeben seien mindestens 70 Prozent), wie Öko-Landbau, Windenergie, aber zum Beispiel auch ökologische Bürogebäude. Die restlichen 15 Prozent machen Einlagen bei der Triodos Bank als liquide Mittel aus. In Staatsanleihen werde nicht investiert.

Seit 1998 ist es dem Fonds auch erlaubt, außerhalb der Niederlande zu investieren, allerdings „nur bei Projekten in Ländern, die nicht der Organisation Erdöl exportierender Staaten, Opec, angehören“, so Imug.

ANDREAS LOHSE

Triodos Groenfonds, www.triodos.comDas Institut Markt Umwelt Gesellschaft (Imug) ist der Universität Hannover angeschlossen und arbeitet im Bereich Research und Nachhaltigkeitsfonds. Tel. (05 11) 9 11 15-0, www.imug.de

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