Größere Transparenz für den Kapitalanleger

Eine neue Datenbank im Internet bietet Informationen rund um Fonds, Indizes und Unternehmen. Sie berücksichtigen in unterschiedlichen Ansätzen und Intensitäten soziale, ökologische sowie ethische Kriterien bei ihrer Firmenpolitik

„Wir werden kein ethisch, sozialoder ökologisch begründetesUrteil über bestimmte Produkteund Konzepte abgeben“

Schon seit geraumer Zeit angekündigt, ist sie jetzt online: eine neue Datenbank zu nachhaltigem Investment im Internet. Kern ist eine Sammlung von zurzeit etwa 1.600 börsennotierten Unternehmen. Auswahlkriterien: Sie werden in einem Fonds als Top-Ten-Investment oder einem Index gehalten. Die Fonds sind in Deutschland, Österreich oder der Schweiz zugelassen und berücksichtigen – in unterschiedlichen Ansätzen und Intensitäten – soziale, ökologische sowie ethische Kriterien bei ihrer Anlagepolitik. Gelistet sind rund 80 Fonds mit einem Anlagevolumen von insgesamt 2,5 Milliarden Euro. Dabei werden unter anderem Anlagepolitik, Zusammensetzung sowie die Entwicklung skizziert. Auch lassen sich aus mehr als 70 Kriterien – von Abtreibung bis Zwangsarbeit – jene auswählen, die man bei der Suche nach einem geeigneten Investment ausschließen will.

Allerdings muss man sich die Firmen schon sehr genau anschauen. Viele folgen zum Beispiel nicht per se ökologischer Unternehmensführung, sondern sind lediglich deshalb in der Datenbank, weil sie Fonds angehören, die die Linie „best-in-class“ vertreten: die vergleichsweise Besten einer Branche, damit also womöglich nur die am wenigsten schlimmen. So dürfte die norwegische Norsk Hydro ASA weniger Traum als vielmehr Alptraum eines jeden echten Öko-Portfolios sein: Die Firma ist größter Aluminium-Produzent Europas – gehört mithin zur Spitze der Energiefresser dieser Welt; ist aber gelistet in den Indizes Dow Jones und FTS4EGood, darum auch in der Datenbank zu finden. Darüber hinaus findet man ein Dutzend Indizes auf der Webseite sowie eine Hand voll Rating-Agenturen, die sich ebenfalls der ethischen, sozialen und ökologischen Anlage- sowie Unternehmenspolitik verschrieben haben. Hinzu kommen die Porträts von Rentenversicherungen mit grüner Altersvorsorge. Urteil: informativ, interessant und vor allem erweiterbar.

Initiiert und betrieben wird die Plattform vom Institut für Ökologie und Unternehmensführung an der European Business School (EBS). Die Datenbank ist das Ergebnis des Forschungsprojekts „Umwelt- und Nachhaltigkeitstransparenz für Finanzmärkte“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde. Ziel sei es den Angaben zufolge, „Analysten, Fondsmanagern, privaten und institutionellen Investoren, Index-Anbietern, Managern sowie der interessierten Öffentlichkeit“ einen Marktüberblick zu verschaffen.

Neben dem Bundesministerium gibt es noch etliche Unterstützer aus der Industrie. Sie werden auf den Seiten präsentiert und dürfen dafür ein Statement zur Bedeutung von Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb abgeben. Eingeteilt in drei Kategorien gelten sie mit einem finanziellen Zuschuss von jährlich 10.000 Euro als „Gold-Sponsor“, mit 5.000 Euro dürfen sie sich „Silber-Sponsor“ nennen, und jene, die immerhin 1.500 Euro pro Jahr für das Projekt übrig haben, schmücken sich noch mit dem Titel „Förderer“.

Als „Goldener“ fungiert – zurzeit noch einzig und allein – die Schweizer Privatbank Sarazin. Zu den Silber-Sponsoren gehören die Commerzbank und Schering, Förderer sind beispielsweise Allianz, Bayer, Deutsche Bank und Henkel. Nicht bei allen diesen Namen denkt man als Erstes an ökologisches Investment. Paschen von Flotow, Geschäftsführender Vorsitzender des Instituts für Ökologie und Unternehmensführung, sieht das aber nicht gar so eng. Man verkaufe – vereinfacht ausgedrückt – Werbeplatz an Firmen, um die laufenden Kosten zu finanzieren. „Die Qualität der Plattform ist nicht abhängig vom einzelnen Geldgeber“, so Flotow.

Inhaltliche Unabhängigkeit wird groß geschrieben. Geboten werde deshalb lediglich ein Info-Portal, um „den Dialog über nachhaltiges Investment“ zu unterstützen, so Paschen von Flotow. Qualitäts- oder Transparenzstandards würden nicht entwickelt, insbesondere bewerte man selbst weder Fonds, Unternehmen oder Indizes, noch nehme man gar „Beratungsmandate von einzelnen Anbietern, Vermögensberatungsgesellschaften oder Rating-Agenturen an“. Paschen von Flotow: „Wir werden kein ethisch, sozial oder ökologisch begründetes Urteil über bestimmte Produkte und Konzepte abgeben.“ ANDREAS LOHSE

www.nachhaltiges-investment.org