unterm strich
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Die jüdische Germanistin Ruth Klüger wird als erste Reich-Ranicki-Gastprofessorin lehren. Die Professur ist an der Universität Tel Aviv angesiedelt und wird von Bürgern sowie von Stiftungen der Stadt Frankfurt finanziert. Sie ist der deutschen Literatur gewidmet. Die 77 Jahre alte Klüger wird ab Mai 2009 Vorträge unter dem Titel „Jüdische Autorinnen der deutschsprachigen Literatur“ halten.

Am Sonntagabend sagte Klüger im Kaisersaal des Frankfurter Römers, sie werde versuchen, den Studenten die deutsche Sprache und Literatur wieder nahezubringen, „um ihnen klarzumachen, was sie versäumen“. Klüger wurde in Wien geboren; große Teile ihrer Familie wurden in Konzentrationslagern umgebracht. Sie selbst wurde deportiert, als sie elf Jahre alt war, und überlebte Auschwitz. Nach ihrer Auswanderung in die USA studierte sie Germanistik und wurde Professorin in Princeton und an der Universität von Kalifornien. Heute lebt sie im kalifornischen Orange County. Einem breiten Publikum ist sie durch ihre 1992 erschienenen Jugenderinnerungen „weiter leben“ bekannt. Dieses Jahr erschien der zweite Band „unterwegs verloren“. Darin ist sie direkter und konfrontativer als im ersten Buch; Martin Walser etwa, für den sie 1992 noch einen Decknamen erfand, wird diesmal mit vollem Namen genannt. Insgesamt hat sich der Ton verschärft – auch im Sinne einer entschieden feministischen Einlassung, die die Benachteiligungen, die eine Professorin in den 50er- und 60er-Jahren unter lauter männlichen Kollegen erlebte, benennt. In einem Interview, das die Journalistin Julia Encke im Sommer mit Klüger führte, antwortete sie auf die Frage, ob in „unterwegs verloren“ die Diskriminierung von Frauen und die von Juden im selben Atemzug genannt würden: „Ja, und eine Reaktion darauf ist: Diese beiden Dinge sind inkommensurabel, man sollte sie nicht vergleichen. Dahinter steckt: Den Juden ist es viel schlechter gegangen als den Frauen. Wenn man aber das eigene Leben beschreibt, stellt man fest, dass die Herabsetzungen, denen man ausgesetzt war, von beiden Seiten gekommen sind.“

Die US-amerikanische Bestseller-Autorin Marilyn Ferguson ist, wie die Los Angeles Times jetzt berichtete, am 19. Oktober verstorben. Ferguson wurde 70 Jahre alt. Sie gilt als Mitbegründerin der New-Age-Bewegung; mit ihrem Buch „Die sanfte Verschwörung“ gehörte sie in den 80er-Jahren zu den ersten, die die unterschiedlichen esoterischen Strömungen zusammenfassten und zu positivem Denken aufriefen. Weitere, auch ins Deutsche übersetzte Bücher waren „Neue Türen öffnen“ (1993) und „Die sanfte Revolution“ (2007).