Küchenarbeit und andere Bösartigkeiten

Seit gut acht Jahren inszeniert die Kölner Amateurfilmgruppe „Hagefilm“ Kurzfilme. Thema sind Alltagsbeobachtungen, die die Zuschauer jedoch häufig irritieren, bisweilen schockieren. Eine erste Bestandsaufnahme ihres Schaffens erscheint nun als DVD

VON CHRISTIAN MEYER

Ein Mann beim Abwasch: Ein Küchenmesser entgleitet ihm und nagelt seinen Fuß ans Parkett. Eine etwas fiese Szene, die die Vorliebe der Filmgruppe „Hagefilm“ für kleine Splattereffekte demonstriert. Köln ist ein Zentrum des Films, das ist durch zahlreiche Institutionen wie die Kunsthochschule der Medien, die Internationale Filmschule oder das Kölner Filmhaus belegt. Die Szene aus dem „Spülfilm“ stammt aber von einer Amateurfilmgruppe, die bislang relativ unbemerkt fleißig Kurzfilme in dieser Stadt dreht.

Nun erscheint eine erste DVD des kleinen, lockeren Verbundes von Filmemachern, die sich unter dem Namen „Hagefilm“ (benannt nach dem Bösewicht Hagemeyer ihrer „Planet des Bösen“-Trilogie/ ‘95-‘97) zusammengeschlossen haben. Seit gut acht Jahren inszeniert die Gruppe Kurzfilme von einer bis zehn Minuten Länge. Drei längere Filme zwischen 20 und 50 Minuten weist die knapp 20 Werke umfassende Filmografie aber auch auf.

Der Kern der Gruppe, Robert Enneper und Tanja Weber, die bei fast allen Filmen Regie führen, kannten sich bereits einige Jahre, bevor sie beschlossen, zusammen einen Kurzfilm zu drehen. Aus dieser Idee entstanden dann 1999 gleich drei Filme: „Motorradfahren in Europa“, „Fasching“ und „Am Hancockberg“.

Die Filme stehen wie auch der anfangs beschriebene „Spülfilm“ von 2003 exemplarisch für die Alltagsbeobachtungen der Hagefilme, die den Zuschauer häufig irritiert zwischen Alltagsereignissen und überraschenden, sogar schockierenden Wendungen zurücklassen. Das endet dann auch gerne mal mit kleinen Bösartigkeiten, die die Vorliebe der Gruppe für kultivierten Trash offenbaren.

Die nebenberuflichen Hagefilmer haben auch hauptberuflich mit Film zu tun: als Studentin der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, als Regieassistent oder als Sendetechniker bei einem der hier ansässigen TV-Stationen. Lange Zeit rekrutierten sich die Beteiligten aus dem Freundeskreis der Initiatoren Enneper und Weber.

Das gilt auch für Andreas Brauer, den dritten Mitstreiter. Brauer und Enneper lernten sich 1998 beim WDR kennen, als beide dort als Kabelhilfen jobbten. Anfang 1999 fragte Bauer Enneper dann, ob der nicht bei dessen Projekt „Kellerwandler“ mitarbeiten wolle. Der Film wurde bereits im Mai 1999 fertig gestellt. Vor knapp einem Jahr begann man dann, Schauspieler und Techniker auch über das Internet zu gewinnen. Angefangen hat die Gruppe damals auf Super 8, inzwischen drehen sie professionell auf 16mm. Nun erscheint mit der DVD „Hagefilm. Kurzfilme ‘99-‘03“ eine Bestandsaufnahme des Schaffens mit 11 Filmen in einer Gesamtlänge von 50 Minuten.

Die Tendenz steigender Produktivität – alleine im Jahr 2003 entstanden vier neue Filme – soll sich fortsetzen. Für den Herbst ist bereits eine weitere DVD mit komplett neuem Material geplant. Dass man mit einer solchen DVD in Kleinauflage und im Selbstverlag keine großen Gewinne einfährt, ist offensichtlich. Enneper: „Wir finanzieren die Filme komplett selbst. Die DVD bringt zur Zeit natürlich keinen Gewinn ein. Geld kommt eher indirekt herein. Nachdem der ‚Spülfilm‘ im November recht erfolgreich beim Düsseldorfer Filmfest gelaufen ist, haben wir von einer Beraterfirma für Arbeitssicherheit den Auftrag bekommen, das Ding neu zu verfilmen.“ Filmen für mehr Sicherheit in deutschen Küchen!

DVD: „Hagefilm Kurzfilme ‚99-‘03“. Zu bestellen über www.hagefilm.de