unterm strich
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Gerade einmal zehn Tage ist es her, da alberten wir an diesem Ort noch herum. Gerhard Schröder hatte angekündigt, eine spektakuläre Ausstellung mit Kunstschätzen aus der Staatlichen Kunstsammlung Dresden eröffnen zu wollen, die Anfang März in den USA auf Tour gehen wird. Wie wäre das zu toppen? Haben wir noch einen Kaiser, der die MoMA-Ausstellung in Berlin wird segnen können, die in vier Wochen in der Neuen Nationalgalerie ihre Pforten öffnen wird? Und als würden wir an den entscheidenden Stellen gelesen, als könnte man sich als Verfasser dieser schmalen Zeilen in der Illusion wiegen, ganz oben nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern auch in Erwägung gezogen zu werden, melden die Nachrichtenagenturen heute, dass Joschka Fischer und Colin Powell die Schirmherrschaft über die MoMa-Ausstellung übernommen haben. Nicht ganz die Liga des Kaisers, aber doch so nah, wie es irgend geht, am Diplomatischen Corps und das rekrutiert sich nach wie vor aus den Kreisen der Aristokratie. Zumindest auf deutscher Seite, die Amerikaner hatten ja glücklicherweise nie Ärger mit Landjunkern und ähnlichen Gestalten, vor denen floh man ja und siedelte sich dann auf der anderen Seite des Atlantiks an. Zehn Jahre nach dem Abzug der Alliierten inszeniere die Stadt Berlin nun „ihre fast schon legendäre Sympathie für New York, die stets gegenseitig gewesen ist“, sagte der Vorsitzende des Vereins der Freunde der Nationalgalerie, Fritz Raue. Und Colin Powell ließ verlauten, die Ausstellung sei ein „Beweis für die engen Bindungen zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland auf dem Gebiet der Kunst wie auch in vielen anderen Bereichen“. Die MoMA-Ausstellung wird 200 Meisterwerke aus dem New Yorker Museum of Modern Art nach Berlin holen.