Viel gerühmt, wenig gelesen

Ein Kämpfer für die Unabhängigkeit des Schriftstellers: Vor 200 Jahren starb „Hamburgs großer Dichter“ Friedrich Gottlieb Klopstock. Zahlreiche Veranstaltungen zum Todesjahr

von BRITA JANSSEN

Zu Lebzeiten wurde er gefeiert wie ein Held, am Trauerzug bei seiner Beerdigung nahmen rund 25.000 Menschen teil, er war ein Wegbereiter der Klassik, religiöser Dichter und Kämpfer für die Unabhängigkeit des Schriftstellers. Am 14. März 1803 starb Friedrich Gottlieb Klopstock; mit zahlreichen Veranstaltungen anlässlich des 200. Todestages soll an „Hamburgs großen Dichter“, der seine letzten drei Lebensjahrzehnte in der Hansestadt verbrachte, erinnert werden.

Geboren wurde Klopstock am 2. Juli 1724 in Quedlinburg. Er wuchs in einem pietistischen Elternhaus auf und besuchte die berühmte protestantische Internatsschule Schulpforta. Als Theologiestudent in Leipzig schrieb er die ersten Gesänge seines monumentalen dreiteiligen Epos‘ „Der Messias“, das in Hexameter-Versmaß den Leidensweg Christi beschreibt und von 1748 bis 1773 entstand. Im nüchternen, vernunftbetonten Zeitalter der Aufklärung hatte Klopstock damit etwas völlig Neues geschaffen und wurde zum Wegbereiter für Empfindsamkeit, Sturm und Drang und Erlebnisdichtung.

Die Klopstock-Begeisterung war entsprechend, im In- und Ausland wurde der Dichter zu Lebzeiten geehrt. Wieland, Schiller, Hölderlin und Goethe schätzten Klopstock, und der dänische König zahlte ihm den Lebensunterhalt. Im Museum für Hamburgische Geschichte ist vom 14. März bis 18. Mai der Festsaal Klopstocks aus seinem Hamburger Wohnhaus zu besichtigen. Dort waren prominente Besucher wie Wilhelm von Humboldt, Lord Nelson oder Lady Hamilton zu Gast.

Historisch kommt man um Klopstock nicht herum. Gelesen werden seine Werke, die Versdramen, theoretische Schriften und das unvollendete Prosawerk „Die deutsche Gelehrtenrepublik“ (1774) umfassen, allerdings kaum noch. „Seine Sprache ist nicht einmal für Literaturexperten einfach, und Klopstocks Themen wie Vaterland, Natur oder Gottesliebe sind nicht mehr in Mode“, sagt Klaus Hurlebusch, Leiter der Arbeitsstelle der „Hamburger Klopstock-Ausgabe“ an der Staats- und Universitätsbibliothek. Dort befindet sich der Klopstock-Nachlass, der unter anderem rund 2000 Manuskripte umfasst. Die „Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke und Briefe“ Klopstocks wird dort seit 1962 erarbeitet. Bislang sind 31 Bände im Verlag Walter de Gruyter (Berlin, New York) erschienen. „Wir wollen bis 2009 mit der Ausgabe fertig sein, sie wird etwa 40 Bände umfassen“, sagt Hurlebusch. Eine Ausstellung in der Unibibliothek dokumentiert vom 15. März bis 3. Mai den komplizierten Weg vom Entziffern des Autorenmanuskripts bis zum gedruckten Band.

Begraben wurde der viel Gerühmte und vergleichsweise wenige Gelesene an der Ottenser Christianskirche neben seinen beiden Frauen. Das Grabmal am Eingang zur Elbchaussee, seit jeher beliebtes Touristenziel, wird derzeit wieder hergerichtet. Ab Juni, so die Hamburger „Stiftung Denkmalpflege“ soll die „Pilgerstätte für Literaturliebhaber“ wieder „im alten Glanz“ erstrahlen.