Auftraggeber gesucht

Computer zum Anziehen und Pferdewetten per Handy – damit gehen Bremer Firmen auf der CeBIT hausieren. Und suchen vor allem eines: Geldgeber für ihre „mobile solutions“

Pferderennen könnten live aufs Handy-Display übertragen werden

taz ■ Am Donnerstag ist „Bremen-Tag“. Zumindest für die Bremer Investitions-Gesellschaft (BIG), die für 20 kleinere Bremer Firmen einen gemeinsamen Messeauftritt auf der CeBIT organisiert und lauthals den „Bremen-Tag“ ausgerufen hat. 300.000 Euro kostet der achttägige Auftritt im „Future Parc“ auf der Computer-Messe, die Bundeskanzler Gerhard Schröder heute Abend eröffnet. 60 Prozent davon übernimmt die Stadt. „Mobile City“ heißt der Werbe-Schlachtruf, und ausgestellt wird alles, was mit „mobiler“ Technologie made in Bremen zu tun hat.

Ganze 34 Gramm etwa wiegt ein Mini-Monitor, der an jede Brille passt – Teil des „wearable computers“, den die Bremer Zwölf-Mann-Firma wear-a-brain samt Software vermarktet. Der Rechner selbst hängt am Gürtel, das Mikrofon vor dem Mund, das Touch-Pad zum Verschieben des Mauszeigers kann man um den Jackenärmel wickeln und eine Mini-Kamera ist ebenfalls vorhanden. Per Satellitenschüssel, Handy oder lokalem Funk-Netzwerk (W-LAN) soll der so Ausgestattete praktisch von überall aus Videokonferenzen abhalten, Maschinenbaupläne oder Röntgenbilder abrufen und Kommentare per Spracherkennungs-Software direkt in den Computer diktieren können – ohne dabei die Hände benutzen zu müssen oder in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt zu sein. Ärzte und Service-Techniker könnten Nutzer des Systems sein, sagt wear-a-brain-Berater Andreas Günther.

Wett- und Casino-Applikationen fürs Handy entwickelt die scaraboo GmbH. Die Bilder vom Pferderennen etwa könnten live aufs Display übertragen werden, Toto-Fans ihre Wettscheine dann direkt per Funk ausfüllen. Konventioneller ginge das mit dem so genannten Digipen der Firma bendit Innovative Interfaces: Schreibt man mit dem auf ein spezielles „Digital-Papier“, überträgt der Stift die Zeichen per Handy an einen Computer. Der wandelt die Handschrift auf Wunsch dann gleich in Computerbuchstaben um. Wem davon noch nicht schwummrig wird, der kann mit der accavia GmbH virtuell durchs Weltall brausen.

Den zur „Mobile Solution Group“ (MSG) zusammengeschlossenen Bremer Unternehmen geht es allerdings in erster Linie darum, Auftraggeber für neue Erfindungen an Land zu ziehen. Ab 2005, so die Pläne, könnten bis zu 400 EntwicklerInnen in ein 10.000 Quadratmeter großes Mobile Solution Center einziehen – plus rund 300 ForscherInnen, etwa des Fraunhofer Instituts. Im Sommer soll der Senat für den Neubau einen zweistelligen Millionenbetrag locker machen. Und zumindest die Wirtschaftsförderer halten nicht das Faulenquartier, sondern den Technologiepark für den „eigentlich geeigneten Standort“. sim