Schulwelt ist nicht schwarz-weiß

betr.: „Protest auf der Endstation Sonderschule“, taz vom 29. 10. 08

Viele pädagogische Argumente, die für den Gemeinsamen Unterricht (GU) sprechen, unterstütze ich wie Bernd Kramer und Christian Füller voll und ganz, und dies war ja auch der Grund, warum ich an einer integrativen Schule unterrichtet habe. Allerdings ist die Welt auch hier wie auch sonst nicht so schwarz-weiß, wie sie zuweilen dargestellt wird.

Wenn Sie schreiben, dass im GU „den behinderten Kindern Sonderpädagogen zur Seite“ stehen, so ist dieses sicherlich für die von Ihnen besuchte Peter-Petersen-Schule und andere Prestigeprojekte in Sachen GU zutreffend. An der GU-Schule, an der ich unterrichtete, sah die Realität allerdings anders aus. Ich war als Sonderschullehrer alleine für zwei Klassen mit jeweils fünf Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf zuständig. Außerdem wurde ich häufig als Vertretungslehrer in anderen („normalen“) Klassen eingesetzt und fungierte zudem noch als Beratungslehrer in Sachen sonderpädagogische Förderung für die Grundschulkolleginnen. Da ich mich nicht dreiteilen konnte, stand eben nicht immer den behinderten Kindern ein Sonderpädagoge zur Seite. Und dies war die Realität vor dem Jahr 2002, als ich die Schule wechselte. Die Situation heute wird sich an „normalen“ GU-Schulen wohl nicht verbessert haben.

Eine Randnotiz zum Schluss: Vor einigen Jahren bekam ich einen behinderten Schüler aus der Gesamtschule Bonn Beuel in meine Klasse, der an der Gesamtschule Beuel (die ja gern für gelungene Integration angeführt wird) nicht mehr klarkam. An unserer Schule blühte dieser Schüler geradezu auf. Es gibt also auch Geschichten, die sich genau andersherum lesen wie diejenigen, die Sie immer aufführen. CHRISTOPH HÖHLE, Alfter