Finanzkrise inoffiziell

Zukunft des Bistums ist auch nach Start von Bischofstreffen unklar. Angeblich keine Entscheidung über Treuhänder

Sie steht noch nicht einmal auf der Tagesordnung, sie ist dennoch immer wieder Gesprächsthema, und sie ist weiter unklar: die finanzielle Zukunft des mit rund 150 Millionen Euro verschuldeten Erzbistums Berlin, die bei der gestern eröffneten Frühjahrsvollversammlung der katholischen Bischöfe in Freising offiziell gar keine Rolle spielt. Unklar bleibt dabei, wer in einem Treuhänderausschuss die Bistumsfinanzen kontrolliert.

Dieser Ausschuss – vergleichbar mit der Kommunalaufsicht für überschuldete Gemeinden – gilt als Bedingung der Bischöfe, um ihrem Berliner Amtsbruder Kardinal Georg Sterzinsky finanziell auszuhelfen. Die Deutsche Bischofskonferenz dementierte einen Bericht, wonach der Ausschuss bereits besetzt ist: „Davon wissen wir überhaupt nichts“, sagte Pressesprecherin Stefanie Rotermund der taz. Die Entscheidung über Ausschuss und Besetzung soll laut Rotermund nicht bei der Vollversammlung fallen.

Das Pikante an den zuvor veröffentlichten Namen: Darunter ist auch der von Norbert Feldhoff, Kölner Generalvikar und damit Verwaltungschef des reichsten deutschen Bistums. Der hatte sich jüngst äußerst kritisch über Sterzinsky geäußert. „Die Situation, wie sie in Berlin entstanden ist, wäre nicht notwendig gewesen“, sagte Feldhoff Ende Februar dem Tagesspiegel.

Auch die im Diözesanrat organisierte Basis der Berliner Katholiken übt harsche Kritik am Finanzgebaren der Bistumsleitung und verlangt mehr Transparenz. Er sei „absolut nicht zufrieden“ mit der Informationspolitik des Bistums, sagte der Geschäftsführer des Diözesanrats, Martin Wresinski, gestern der taz. Die Laien hätten von den meisten Entwicklungen nur aus der Zeitung erfahren.

Sterzinsky war in seinem Hirtenbrief zur österlichen Bußzeit, am Wochenende in den katholischen Kirchen verlesen, erstmals gegenüber der Basis auf die Finanzmisere eingegangen. Indirekt wies er dabei die Verantwortung für schlechten Informationsfluss von sich. STA, SW