Künstler motzen gegen den Krieg

Friedensappell von Künstlern und Wissenschaftlern aus Deutschland und Frankreich. Initiatoren üben Medienkritik

„Es geht um nichts weniger als die Weltrechtsordnung“, stellte der Heidelberger Grafiker Klaus Staeck schnörkellos das neueste Engagement der „Aktion für mehr Demokratie“ vor. Die deutsch-französische Initiative „zur Verhinderung eines völkerrechtswidrigen Präventivkrieges“ habe, so der Altmeister der politischen Plakatkunst, so große Resonanz erhalten wie noch keine Initiative der Demokratie-Aktion. Über 900 Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler aus 23 Ländern unterzeichneten bislang den Aufruf „in letzter Minute“. Allein während des Vormittags seien 30 weitere hinzugekommen, berichtete Staeck.

Dem Appell, der sich anfänglich nur an Intellektuelle und Kunstschaffende wandte, hatten sich unter anderen Jacques Derrida, Robert Gernhardt, Günter Grass, Elfriede Jelinek, Andreas Dresen, Katja Riemann, Margarethe von Trotta und Hajo Funke angeschlossen.

Mit ihrer Aktion wollen die deutschen und französischen Geistesgrößen der Behauptung widersprechen, „dass der Krieg gegen den Irak unausweichlich ist und dass er die Sicherheit erhöhen“ würde. Die Unterzeichner des Aufrufs erklären sich zudem solidarisch mit denjenigen US-AmerikanerInnen, die „sich den Kriegsvorbereitungen widersetzen“. In dem kurz vor der vermutlich entscheidenden UN-Sicherheitsratssitzung veröffentlichten Appell heißt es weiter, der Sicherheitsrat „ist verpflichtet, sich an Geist und Buchstaben der Charta der Vereinten Nationen zu halten“. Stimme der Weltsicherheitsrat einem „völkerrechtswidrigen Angriffskrieg“ zu, gefährde dies die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffene Friedensordnung.

Staeck mutmaßte, dass der Krieg ohne die starken Proteste womöglich längst begonnen hätte. Trotz der Zufriedenheit mit der Resonanz, die ihre Aktion fand, teilten die Initiatoren, darunter auch der frühere Theaterintendant Ivan Nagel, während des Pressegesprächs im Deutschen Theater heftige Medienschelte aus: Insbesondere die Fernsehsender würden durchgehend unter dem Motto „Countdown zum Krieg“ berichten und damit die Auffassung, „der Krieg sei unabwendbar“, vermitteln. Nagel, 1931 in Budapest geboren und mit den Eltern vor den Nazis geflohen, wies darauf hin, dass er trotz seines Protests das „Gegenteil eines Antiamerikaners“ sei. Er verdanke sein Überleben den Amerikanern. Ihm gehe es darum, den Anfängen zu wehren, gegen die falsche Politik der Bush-Administration, die die Supermacht Amerika zu spalten drohe.

Die Aktion werde, sofern Geld vorhanden sei, in den kommenden Wochen Inserate in den Medien schalten. Unterzeichnungswillige informieren sich unter: www.staeck.com

ADRIENNE WOLTERSDORF