Millionenschwer und ungerührt

Deutsche-Bank-Chef Ackermann verteidigt Millionenprämien für Mannesmann-Manager. SPD: „unglaubliche Arroganz“. Scharfe Kritik von katholischem Sozialethiker Hengsbach

DÜSSELDORF taz ■ Mit Verteidigungsreden der Angeklagten wurde gestern vor dem Düsseldorfer Landgericht der Mannesmann-Prozess fortgesetzt. So wies Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann entschieden den Vorwurf der Anklage zurück, die bei der Übernahme durch Vodafone an Vorstände und Pensionäre des Mannesmann-Konzerns geflossenen Prämien von insgesamt 57 Millionen Euro seien unrechtmäßig gewesen. Es habe sich vielmehr um „außerordentliche Anerkennungsprämien für eine außerordentliche Leistung“ gehandelt. „Wir haben vernünftige unternehmerische Entscheidungen getroffen, wir haben keine Formfehler begangen und nichts überstürzt oder verheimlicht“, betonte Ackermann. Auch der frühere IG-Metall-Chef Klaus Zwickel, Mannesmann-Chef Klaus Esser sowie Ex-Aufsichtsratschef Joachim Funk wiesen die Vorwürfe zurück.

Unterdessen hat SPD-Generalsekretär Olaf Scholz den sechs Angeklagten, zu denen mit Zwickel auch ein SPD-Mitglied gehört, mangelndes ethisches Bewusstsein und eine „selbstgefällige Attitüde“ vorgeworfen. Sie hätten nicht begriffen, dass an ihre Position auch besonders hohe ethische Erwartungen geknüpft gewesen seien, sagte Scholz gestern in Berlin. Es zeuge von einer „unglaublichen Arroganz“, wenn die Angeklagten versuchten, das Gerichtsverfahren als kleinkariert und spießig zu diskreditieren. Damit vertieften sie die Gräben in der Gesellschaft. Mit ihrer Haltung verhöhnten die Exmanager die arbeitenden Menschen in Deutschland und vertieften die Gräben in der Gesellschaft.

Scharfe Kritik kommt auch von dem katholischen Sozialethiker Friedhelm Hengsbach. „Ich habe den Eindruck, der Mann ist entweder dumm oder stillos oder beides“, kommentierte der Leiter des Frankfurter „Oswald von Nell-Breuning-Instituts für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik“ die Äußerungen Josef Ackermanns vor Gericht. Er halte es für „nicht gerechtfertigt, dass ein Konzernchef das Zehntausendfache einer Lackiererin in einer Montagehalle verdient“, sagte Hengsbach, der sich von dem Prozess Aufschluss über die „Verfilzung“ und „Vetternwirtschaft“ in den deutschen Chefetagen erhofft. PASCAL BEUCKER

wirtschaft und umwelt SEITE 8