Der Vordenker

Abu l-Ala Maududi, Sprössling einer verarmten indisch-muslimischen Aristokratenfamilie, geboren 1903 in Haidarabad, Indien, entwickelte ab 1930 aus einem konservativen Islamverständnis eine totalitäre politische Ideologie. Als Journalist und Schriftsteller prägte er Begriffe wie „islamische Revolution“ und „islamischer Staat“ – eine Politisierung der Religion, wie es sie vorher nicht gegeben hatte. Ein Gelehrter des Islam im klassischen Sinne war er nicht. Sein Wissen eignete sich Maududi selbst, vor allem durch den Kontakt mit Religionsgelehrten, an. 1941 gründete er die pakistanische Partei Jamaat-i Islami, die dem sunnitischen Islam angehört. Dem islamistischen Denker, der 1947 nach Pakistan emigrierte, blieben, trotz seiner zahlreichen Schriften, bis kurz vor seinem Lebensende politische Erfolge versagt. Maududi starb am 22. September 1979 in New York, wo er sich von amerikanischen Ärzten wegen einer schweren Herzerkrankung behandeln ließ. Durch seine Kritik an Demokratie, Individualismus und wissenschaftlichem Denken wurde er zu einem Vordenker der islamischen Fundamentalisten in aller Welt. TAN