gelsenkirchens jobs
: Moral und Geld

Der Verlust von Arbeit geht in Gelsenkirchen rasant weiter. Nach Vaillant will jetzt der Gelenkhersteller TRW fast 500 Jobs streichen und stattdessen in Tschechien fabrizieren. Der Jobverlust ist für MitarbeiterInnen und die gebeutelte Stadt eine Katastrophe. Aber was lässt sich dagegen tun?

KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN

Die Argumente des Konzerns folgen einer Logik: Da wo gleiche Arbeit billiger ist, werden die Zelte aufgeschlagen – im Vorgriff auf den erweiterten EU-Binnenmarkt. Dass TRW abbaut, obwohl sich die Belegschaft mit Mehrarbeit querlegte, unterstreicht, wie unbarmherzig Profitoptimierer handeln. Gelsenkirchens ArbeiterInnen fallen dem Lohngefälle zwischen Beitrittsländern und Zentren zum Opfer.

Dass Stadt und Arbeitende nun um die Jobs kämpfen wollen, ehrt sie – viel mehr als ein Sozialplan wird aber nicht dabei heraus kommen. Die Jobs sind weg. Und TRW ist nur ein Unternehmen von vielen. Mit Moral wird man ihnen kaum beikommen können. Oder doch?

Es gibt nur zwei Auswege: Entweder es wird hierzulande so kreativ produziert, dass sich höhere Löhne über Leistung rechnen; bis dann doch wieder andere Standorte locken. Oder aber: Unternehmen, die wie TRW offenkundig die Verantwortung für Standorte und Mitarbeitende ablehnen, müssen bestraft werden: Keine öffentlichen Aufträge, keine Steuervergünstigungen, keine Subventionen und durch die Kunden weniger Absatz. Dann würde sich sogar die gute alte Moral auszahlen.