Grantelnd virtuos

Der Karikaturist Burkhard Bütow ist tot

Buzz ist tot. Burkhard Bütow, der großartige Zeichner und Karikaturist, hatte unter anderem für die „Zeit“ gearbeitet. Und wurde Opfer des Sparkurses. Auf seine Filmkritiken mussten wir schon länger verzichten, weil auch der Wortartist Buzz nicht für Kürzungen zur Verfügung stand und seine mühsam konstruierten Zuspitzungen und Schachtelsätze bedingungslos retten wollte.

In den letzten Jahren wurde es einsamer um Buzz. Er verlor peu à peu seinen Witz, seine Fähigkeit, zu überraschen. Und doch blieb seine Fantasie grenzenlos. Jeden Abend glitt er mit seiner spitzen Feder durch die weite Welt. Er, der nur noch selten die Grenzen Bremens überschritt, war überall zu Haus und öffnete anderen den Horizont.

Doch viele genossen die Gespräche mit diesem umfassend gebildeten, scharf formulierenden „Zyniker mit blutendem Herzen“ (T. Lessing). Seit Jahren ohne festen Job, auf Gelegenheitsarbeiten wartend, verschleuderte er sein Talent. Ich erinnere an den Filmkenner, der alles gesehen hatte, was Rang und Namen besaß. Oder erinnern wir an den Kenner der Weltliteratur und den großen „Erzähler“, der die Pointen liebte, bei Widerreden aber barsch und gnadenlos war. Wenn er Geduld übte, dann eher gegenüber Frauen, vor allem gegenüber seiner letzten Lebensgefährtin.

Nun raffte ihn die teuflische Krankheit hin – innerhalb weniger Wochen. Der Lungenkrebs schritt unaufhaltsam fort in einem Körper, der schon seit Jahren vergiftet war durch Rauchen und immensen Bierkonsum.

Heute nehmen wir Abschied von einem „Archetypus singularis“, der vielen von uns auch als Fremder im wörtlichen Sinn nahe stand, der Bezugspunkt in unserer zweiten Wohnstube, seiner Kneipe, war: als Provokateur, Herausforderer, distanzierter und naher Freund, als Trinkgenosse und stadtbekannter Grantler. Buzz wird uns fehlen.

Jörg Wollenberg

Der Autor ist emeritierter Prof. für politische Bildung der Uni Bremen