Und immer wieder Israel

In der Villa Ichon wurde am Donnerstag erneut über den Nahostkonflikt diskutiert. Das Thema diesmal war der „Sicherheitszaun“: „Apartheidsmauer“ oder Schutz vor Terror?

Bremen taz ■ Einmal mehr bot die Villa Ichon am Donnerstag ein Forum für den Nahost-Konflikt: Die Gruppe „Israel Solidarität Bremen“ hatte zu einer Veranstaltung über den Zaun eingeladen, der künftig Palästinenser von Israelis trennen soll. Erst vor einem halben Jahr hatte der propalästinensische Arbeitskreis „AK Nord-Süd“ an gleicher Stelle mit einer Veranstaltung über „jüdische Machtkreise“ für Furore gesorgt (taz berichtete).

Diesmal war der AK nur mit einer schriftlichen Stellungnahme präsent, in der er das umstrittene Bauwerk als „Apartheidsmauer“ bezeichnete. Die Betreiber der Villa Ichon hätten „mit ihrem Verhalten ein weiteres Mal gezeigt, dass sie auf Seiten der Unterdrückung stehen.“ Diverse Folien, die die israelische Botschaft den Veranstaltern zur Verfügung gestellt hatte, sollten vor allem eine These belegen: „Zum Sicherheitszaun gibt es keine Alternative.“ Gezeigt wurden Bilder von Opfern der Selbstmordanschläge, versehen mit kurzen Texten. „Den Palästinensern bringt der Zaun Unannehmlichkeiten, den Israelis Sicherheit vor dem alltäglichen Terror“, stand dort unter anderem zu lesen.

An dem Wort „Unannehmlichkeiten“ entzündete sich dann auch die Diskussion: „Wenn ich mein krankes Kind nicht behandeln lassen kann, weil das Krankenhaus auf der anderen Seite des Zauns liegt, ist das mehr als eine Unannehmlichkeit, und die Frage muss doch erlaubt sein, ob der Preis für die gewonnene Sicherheit nicht zu hoch ist“, empörte sich eine Frau. Hermann Kuhn von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) schüttelte über dieses Argument den Kopf: „Wie kann man allen Ernstes angesichts von 900 Terroropfern nach dem Preis fragen. Ich sehe zum Sicherheitszaun keine Alternative, mir fehlt da die Fantasie“. Den Einwand, die Selbstmordattentate seien logische Folge des von Israel provozierten Leids in den besetzten Gebieten, wies Kuhn zurück: „Wieso soll das logisch sein – das Elend in Afrika ist viel schlimmer, und da sprengt sich keiner in die Luft“.

Der Konter aus dem Publikum kam prompt: Im Vergleich zu dem, was in manchen afrikanischen Staaten an Massakern geschehe, sei der Nahost-Konflikt doch eine „harmlose Veranstaltung“. Fritz Schorb