Autoabsatz bricht weltweit ein

In Deutschland verkauften die Autokonzerne im Oktober 8 Prozent weniger Fahrzeuge, in den USA gingen die Zahlen sogar um 32 Prozent zurück. Umweltschützer kritisieren die geplante Aussetzung der Kfz-Steuer: Davon profitierten vor allem Reiche

VON RICHARD ROTHER

Die Krise der Autoindustrie, die jahrelang auf hoch gerüstete Spritschlucker setzte, verschärft sich immer weiter. In Deutschland sank im Oktober die Zahl neu zugelassener Fahrzeuge um 8 Prozent im Vergleich zum selben Vorjahresmonat. Das gab der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) am Dienstag bekannt. In den USA brach im gleichen Zeitraum der Autoabsatz sogar um 32 Prozent ein. BMW erwartet in diesem Jahr sinkende Gewinne und kündigt die Kürzung von Prämien für die Beschäftigten sowie den Rausschmiss von Leiharbeitern an.

„Die Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf Börsen und Realwirtschaft waren so nicht annähernd vorhersehbar“, sagte VDA-Chef Matthias Wissmann. Das Inlandsgeschäft verlaufe unerfreulich. Ursache dafür sei die Verunsicherung der Verbraucher und die Unklarheit über die künftige Ausgestaltung der Kfz-Steuer. Wissmann forderte, die Aussetzung der Kfz-Steuer für Neufahrzeuge rasch umzusetzen und die Steuer im nächsten Schritt CO2-abhängig zu gestalten. „Eine neuerliche Diskussion ohne Entscheidungen würde zu einer weiter verstärkten Kaufzurückhaltung führen.“

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisierte die Aussetzung der Kfz-Steuer scharf. Dieses Vorhaben entpuppe sich immer mehr als ein „Versuch einer sündhaft teuren Absatzförderung spritdurstiger Ladenhüter und entfaltet keinerlei Anreiz zum Kauf von im Unterhalt genügsamen und weniger klimaschädlichen Fahrzeugen“, so die DUH. Im Gegenteil: Die Käufer großer Fahrzeuge könnten mit höheren Steuersubventionen rechnen als die kleinerer Wagen. So erhalte ein Käufer eines VW Tuareg V10 TDI bei Einhaltung der Euro-Abgasnorm 5 eine Steuerersparnis von 1.544 Euro, während ein Neubesitzer eines Peugeot 107 Petit Filou nur 135 Euro sparen könne.

Dramatisch ist die Lage für die Autoindustrie in den USA, wo im Oktober der Absatz rapide einbrach. Am schwersten traf es General Motors: Der Konzern verkaufte 45 Prozent weniger Fahrzeuge. Bei Chrysler waren es 35 Prozent weniger, bei Ford 30 Prozent. Betroffen waren auch die deutschen Hersteller: Daimler verkaufte mit seiner Marke Mercedes Benz in den USA 34 Prozent weniger Fahrzeuge; nur die Absätze des Kleinstwagen Smart besserte die Gesamtbilanz auf minus 24,5 Prozent auf. Porsche kam auf minus 39 Prozent. Der Absatz von BMW brach nur um 5 Prozent ein; hier wirkte sich der Erfolg des Mini aus.

Die Absatzrückgänge in den USA und Westeuropa können die deutschen Autokonzerne auch nicht mehr durch steigende Exporte nach Russland, Indien und China ausgleichen. Erstmals seit 2003 werden sie in diesem Jahr weniger Autos in alle Welt exportieren als im Vorjahr.