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: Schwul? Na klar!

„anders Trend“, Montag, 23.15 Uhr, ARD

Seit anderthalb Jahren versucht sich RTL schon daran, die schwule Welt als tuntige, bonbonfarbene Plüschhandtasche darzustellen. Auch nach dem Relaunch hat sich daran nichts geändert: „anders Trend“ klebt seine schwulen Inhalte auf eine mickrige Palette zwischen brustbehaarten Werbemodels, Coming-out in der Schule und Homos im Knast. Das Thema: wichtig, doch nichtig zugleich: „anders Trend“ hat einen interessanten Protagonisten, der gegen seine menschenverachtende und brutale Behandlung im Gefängnis sogar geklagt hat, man sprach mit den Zuständigen in der Regierung und hätte aus traurigen Fakten und verantwortlichen O-Tönen durchaus einen seriösen und aufrüttelnden Beitrag stricken können. Stattdessen versuppt die Geschichte in nachgestellten, verfremdeten Szenen und extra blutigen Kamera-ins-Gesicht-Zitaten – und siedelt die Sendung damit einmal mehr in der „Blitz“- Ecke an, gleich neben die boulevardtypischen Pseudo-Aufreger über Friseure, die von verschnittenen Kundinnen verklagt werden. Zu wenig verfremdet hat die „anders Trend“-Redaktion dagegen einen schwulen 16-Jährigen, der „nicht erkannt werden will“, weil er gewalttätige Übergriffe in der Schule erlebt hat und fürchtet, eigentlich ein Skandal, weil das Magazin damit wahrscheinlich genau das Gegenteil von dem erreicht, was es vorgibt, erreichen zu wollen. Zwischendurch die auch früher schon beliebten, hochkarätigen Gewinnspiele (nach einem Filmchen über Daniel Küblböck die Frage: Wie heißt der Superstar-Teilnehmer? a) Daniela Büblköck oder b) Daniel Küblböck?) und die hölzernen Ansagen der schwulen Moderator-Ansagepuppe Frank Lukas. Die recht spaßige und im Ansatz schlaue Rubrik „Schwul oder nicht schwul?“, in der Männer auf der Straße angesprochen und vor der Antwort einem „Expertenteam“ zur Begutachtung vorgespielt werden, ändert auch nichts mehr daran, dass „anders Trend“ die – wenn sie gewollt ist! – Integration von schwulem Leben nicht erleichtert, sondern eher verdünnt. Durch zu viel Seichtheit, zu viel Möchtegern-Spaß, zu wenig Substanz. Aber vielleicht will das Magazin auch einfach nur die Lust am Trash befriedigen. JENNI ZYLKA