Der Asse aufs Dach gestiegen

Greenpeace besetzt symbolisch Atommülllager, in Berlin wird der Betreiberwechsel beschlossen. Weiter Unklarheiten

Greenpeace ist in der Nacht zum Mittwoch dem maroden Atommülllager Asse aufs Dach gestiegen. Rund 40 Aktivisten forderten auf dem Förderturm des ehemaligen Salzbergwerks die Rückholung der rund 126.000 Atommüllfässer, die zwischen 1967 und 1978 vorgeblich zu Versuchszwecken in der Asse eingelagert worden waren. Ein 25 Quadratmeter großes Banner mit der Aufschrift „Asse: Der Atommüll muss raus“ wurde aufgehängt. Da die Asse vom Einsturz bedroht ist, fordern Anwohner und Atomkraftgegner, dass die Fässer herausgeholt werden.

Ob das möglich ist, muss der neue Betreiber, das Bundesamt für Strahlenschutz (BFS), zusammen mit der Politik ergründen. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch den längst angekündigten Betreiberwechsel vom Helmholtz Zentrum München zum BFS, das Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) untersteht. Mit dem Wechsel zum 1. Januar sollen die „Voraussetzungen für eine sichere und zügige Stilllegung“ der Asse nach dem Atomrecht geschaffen werden.

Nun sei die Behörde zuständig, „die den größten Sachverstand“ hat, sagte Gabriel. Das Personal im Bergwerk werde beibehalten, um Kontinuität zu gewährleisten. Wer für das BFS künftig den Betrieb in der Asse ausführt, ist weiter strittig. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hatte die „Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern mbH“ (DBE) befürwortet, Gabriel wollte eine eigene „Asse GmbH“ gründen.

Auch Udo Dettmann vom atomkritischen Asse-Koordinationskreises lehnt die DBE, eine Tochter der vier großen Stromkonzerne, ab. Die DBE sei „befangen“, wenn sie im Auftrag des BFS ein sicheres Endlager bauen solle, die Gesellschafter jedoch ein möglichst billiges Endlager wollten. Dettmann forderte zudem, das Landesumweltministerium in Hannover, das als Genehmigungsbehörde für die Asse fungiert, „personell massiv aufzurüsten“. RP / KSC

wirtschaft und umwelt SEITE 14