Weltweit bestes Atommüll-Endlager entdeckt

Atomkritiker empören sich über eine Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften zur Erkundung im Salzstock in Gorleben: Die Grünen erkennen in der Expertise einen Blankoscheck, die Bürgerinitiative sieht gar die wissenschaftliche Reputation der Behörde aufs Spiel gesetzt

Angeblich hatte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) die Diskussion um Gorleben „versachlichen“ wollen. Atomkraftgegner sahen in der Veröffentlichung des dritten Teils der BGR-Untersuchung über die Erkundung des Salzstockes wenige Tage vor dem Castor-Transport ins Zwischenlager in Gorleben jedoch nichts als eine Provokation.

Die BGR, die dem Wirtschaftsministerium unterstellt ist, „scheint nur noch die Interessen der Atomindustrie vorantreiben zu wollen“, sagte Francis Althoff, Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. Die Bundesanstalt setze mit „platten Aussagen“ ihre „wissenschaftliche Reputation aufs Spiel“. Auch die Asse habe die BGR seinerzeit bereits für sicher erklärt, ärgerte sich Stefan Wenzel, Fraktionschef der Grünen im niedersächsischen Landtag: „Während andere Akteure nur noch schamhaft von Weitererkundung sprechen, stellt die Behörde von Wirtschaftsminister Glos schon Blankoschecks aus.“

Dabei hat die BGR in der neuen Studie nichts anderes ausgesagt als das, was sie schon bei der Veröffentlichung der ersten beiden Teile über Gorleben herausgefunden haben wollte. Untersucht wurde die Erkundung des Salzstocks von 1979 bis 2000 auf seine Eignung als Endlager. Seitdem gilt ein Moratorium, das spätestens 2010 enden soll.

Die Geologen haben erneut nichts entdeckt, was gegen eine Nutzung als Halde für hoch radioaktiven Müll spricht. Der Salzstock sei „ungeklüftet und ungestört“, heißt es da, sein Salz stehe „in ausreichendem Maß als potenzielles Wirtsgestein“ zur Verfügung. Gorleben, schreibt die BGR, stelle „den weltweit am besten untersuchten Standort für ein Endlager radioaktiver Abfälle dar“.

Die Behörde verschweige, dass Geologen seit den 80er Jahren vor der Untauglichkeit des Gorlebener Salzstocks warnen, heißt es dagegen einer Mitteilung der BI Lüchow-Dannenberg. Kritiker verwiesen seit jeher auf ein unzureichendes Deckgebirge über dem Salzstock. Darüber gebe es „über 100 Meter mächtige, Grundwasser führende Schmelzwassersande“, warnte nun der Grüne Wenzel. Risse und Klüfte im Deckgebirge erinnerten „in fataler Weise an die ersten Befunde aus der Asse“, so Wenzel. „Und die Wissenschaftler, die die Asse für sicher erklärt haben, waren auch die großen Wortführer beim Standort Gorleben.“ Für ihn scheint es sich gar „bei Gorleben um eine ähnliche Tropfsteinhöhle zu handeln wie bei der Asse“. KAI SCHÖNEBERG