IG Metall findet Geiz nicht geil

Erstes Angebot der Arbeitgeber im Südwesten: Zweimal 1,2 Prozent mehr Lohn und Arbeitszeitverlängerung. Gewerkschaft kündigt Warnstreiks für 29. Januar an

BERLIN taz ■ Die IG Metall hat mit Empörung auf das bundesweit erste Angebot der Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde reagiert. „Das ist eine Frechheit und eine Beleidigung für unsere Leute“, sagte der Zweite Vorsitzende, Berthold Huber, in Frankfurt am Main. Südwestmetall hat gestern in Böblingen den 800.000 Arbeitnehmern in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie eine Einkommenserhöhung von zweimal 1,2 Prozent bei einer Laufzeit von 27 Monaten angeboten und die Forderung nach einer Arbeitszeitverlängerung bis zu 40 Stunden bekräftigt. Die Gespräche wurden nach kurzer Beratung ergebnislos vertagt.

Das Lösungspaket sei „fair“, weil es einen Einkommenszuwachs gewähre, sagte Südwestmetall-Chef Otmar Zwiebelhofer. Der baden-württembergische IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann nannte das Angebot „unzumutbar“. Die IG Metall fordert eine Einkommenserhöhung von 4 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten.

Das Arbeitgeberangebot bringe eine „neue, verschärfte Dynamik“ in die Tarifrunde, sagte Armin Schild, Leiter der Abteilung Tarifpolitik der IG Metall, der taz. Die Arbeitgeber würden anscheinend bewusst signalisieren, „den Arbeitnehmern in die Tasche“ greifen zu wollen. 1,2 Prozent mehr Lohn sicherten nicht einmal den Inflationsausgleich.

Für Schild sind Warnstreiks nach Beendigung der Friedenspflicht am 28. Januar jetzt „unausweichlich“. Erste Protestaktionen würden „am 29. Januar ab 0 Uhr gestartet“, kündigte Schild gegenüber der taz an.

Im Einzelnen sieht das Arbeitgeberangebot für die ersten 15 Monate rückwirkend zum 1. Januar 2004 bis März 2005 1,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt vor, in einer zweiten Stufe sollten die Entgelte um weitere 1,2 Prozent bis März 2006 erhöht werden. Zudem wollen die Arbeitgeber einen Arbeitszeitkorridor von 35 bis 40 Stunden pro Woche erreichen. Für die Mehrarbeit soll es je nach wirtschaftlicher Situation der Betriebe einen vollen, einen teilweisen oder keinen Lohnausgleich geben. Die Arbeitgeber machen einen Lohnabschluss von einer Einigung bei der Frage nach verlängerten Arbeitszeiten abhängig.

Die nächsten Verhandlungsrunden im traditionellen Pilotbezirk Baden-Württemberg sind für 27. Januar und 5. Februar angesetzt. THILO KNOTT