WSV will weiter wachsen

Nach dem 3:5 gegen Bayern München herrscht klasse Stimmung beim Wuppertaler SV. Der Aufstieg in die 2.Liga und die Fusion mit dem Lokalrivalen Borussia sollen langfristig für Spitzenfußball sorgen

AUS WUPPERTAL KLAUS JANSEN

Wuppertaler Fußballfans sind Warten nicht mehr gewöhnt. Nach einem Spiel im Schneeregen vor der überfüllten Schwebebahn Schlange stehen, dass hat es Jahre nicht mehr gegeben. Dass die Fans am Samstag trotzdem zufrieden nach Hause fuhren, lag am Wuppertaler SV: Vor 24.744 Zuschauern im erstmals seit 32 Jahren wieder ausverkauften Stadion am Zoo hatte sich der Regionalligaspitzenreiter beim 3:5 im Freundschaftsspiel gegen Bayern München gut verkauft.

Tief gefrorener Rasen, Dauerregen und in der zweiten Hälfte sogar Schneetreiben – hätten die Bayern-Profis gewusst, unter welchen Bedingungen der vorletzte Test vor dem Bundesliga-Rückrundenstart ausgetragen werden musste, sie wären vermutlich länger im sonnigen Trainingslager in Dubai geblieben.

Beim braungebrannt und in Bestbesetzung angetretenen Rekordmeister überzeugte dann auch nur die Offensivabteilung: Mit Zé Roberto, Michael Ballack, Roy Makaay, Sammy Kouffour und Claudio Pizarro trafen immerhin fünf verschiedene Spieler. In der Abwehr offenbarten die Bayern jedoch erhebliche Schwächen. Was aber auch am starken WSV-Angriff lag. „Wuppertal hat sehr engagiert gespielt“, befand Bayern-Manager Uli Hoeneß nach der Partie. Gemeint haben wird er damit vor allem Oliver Ebersbach. Der 34-jährige WSV-Mittelstürmer war mit zwei Treffern und einer Vorlage der auffälligste Akteur. Gewusst hatte der das scheinbar schon vorher: „Wieso nur zwei Tore?“ hätte er demjenigen geantwortet, der ihm vor der Partie eine solche Ausbeute prophezeit hätte.

Acht Tore, volle Hütte - nach dem Spiel fand keiner der Beteiligten einen Grund zum Meckern. Bayern- Trainer Ottmar Hitzfeld freute sich darüber, “dass wir bei diesen Bedingungen überhaupt spielen konnten.“ Drei Gegentore? „Man kann nicht viele Rückschlüsse aus dem Spiel ziehen, dafür war der Platz zu schlecht. Ich bin froh, dass sich niemand verletzt hat.“ Auch WSV-Trainer Georg Kreß äußerte sich zufrieden: „Unsere Truppe hat nie aufgegeben. Ich ziehe den Hut.“ Allerdings dürfe man die Partie nicht überbewerten, „sonst schießen hier die Erwartungen ins Kraut.“

Ob sich die Wuppertaler Fußball-Euphorie bremsen lässt, ist jedoch fraglich. Letztes Jahr noch in der Oberliga, führt der WSV die Regionalliga Nord zur Winterpause mit sieben Punkten Vorsprung auf einen Nicht- Aufstiegsplatz an. Die Chancen auf einen Einzug ins Profigeschäft stehen gut. Manager Thomas Richter warnt zwar vor der Konkurrenz aus Essen, Dresden und Paderborn, doch Trainer Georg Kreß bekräftigt: „Wenn man oben steht, will man da bleiben.“

Dafür wird investiert: Zur Winterpause kamen der Ex-Kölner Holger Gaißmayer und der Ungar Artur Matlik. Mit Tibor Tokody, bereits Gastspieler gegen die Bayern, steht ein weiterer Ungar auf der Einkaufsliste. Doch die Vereinsführung denkt weiter: Durch eine Fusion mit dem Lokalrivalen Borussia Wuppertal soll der WSV zur nächsten Saison eine Zweitvertretung in der Oberliga bekommen. Und einen Konkurrenten weniger in der Suche nach Sponsoren. Am 26. Februar soll die Mitgliederversammlung mit Dreiviertelmehrheit die Fusion beschließen. Aus WSV würde dann WSV Borussia. Was für Borussia nach dem Rückzug ihres Hauptsponsors Gerhard Bornemann die letzte Überlebenschance ist, ist für viele WSV-Anhänger undenkbar. Die Wuppertaler Ultras, größter WSV-Fanclub, protestierten am Rande des Bayern-Spiels mit Flyern und Plakaten gegen die Fusion. Sie wollen keine Spieler im WSV-Dress sehen, „die uns vor zwei Jahren den Stinkefinger gezeigt haben“ und warnen vor „kommerziellem Größenwahn.“

WSV-Präsident Friedhelm Runge will der Proteste zum Trotz an den Plänen festhalten: „Wir möchten kopieren, was vor 50 Jahren schon einmal geklappt hat“, sagt er. Damals entstand der WSV aus der Fusion der TSG Vohwinkel und des SSV Wuppertal – und schaffte es bis in die Bundesliga und den Europacup.

Renaissance an der Wupper? Zumindest die Anzeichen für einen Zweitligaaufstieg mehren sich. „Wenn die immer so spielen wie heute, haben sie gute Chancen“, sagte Uli Hoeneß nach dem Bayern-Spiel. „Natürlich steigt Wuppertal auf“, hatte Bundespräsident Johannes Rau als Ehrengast im Stadion schon vor dem Anpfiff prophezeit. Und übertragen wurde die Partie live im Zweitligasender DSF.