Die Ole-Festspiele

CDU-Parteitag wählt Bürgermeister von Beust mit 98,6 Prozent erneut zum Spitzenkandidaten der Partei. Ganz unhanseatische Angriffe gegen die SPD und ihren Bürgermeisterbewerber: „An Provinzialität nicht zu überbieten“

von PETER AHRENS

Hier sitzen die Siegesgewissen. Die Ole-von-Beust-Festspiele sind eröffnet, pflichtgemäß johlen die Delegierten jedesmal, wenn der Name des Bürgermeisters genannt wird, aufstehen und applaudieren ist verlangt, die Presse zählt schließlich ebenso pflichtgemäß die Dauer des Beifalls mit: Irgendetwas mit zwei Minuten kann der Bürgermeister am Ende verbuchen. Und noch einmal Statistik: 98,6 Prozent der Delegierten wählten von Beust auf dem Parteitag am Samstag zu ihrem Spitzenmann, zwei von 212 Wählenden wagten, eine Nein-Stimme abzugeben.

Parteichef Dirk Fischer hat die Stimmung erst mal angeheizt: Die Anwürfe von SPD-Altbürgermeister Henning Voscherau, früher habe im Zimmer des Regierungschefs immer Licht gebrannt, kontert Fischer, Voscherau habe sich damals wohl „als großer Energieverschwender“ erwiesen: „Bei der CDU werden noch die Lichter brennen, wenn es bei Voscherau schon längst zappenduster ist.“ So etwas kommt an, auch wenn es der nach außen verkündeten Devise der CDU ein bisschen widerspricht, einen Wahlkampf ohne persönliche Angriffe zu fahren. Dies sei ja schließlich unhanseatisch, ergeht sich auch von Beust noch einmal in der Attitüde vom Gentleman-Wahlkämpfer.

Ganz ohne Attacken geht es aber auch beim Bürgermeister nicht ab: „Wirtschaft und Arbeitsplätze sind bei der SPD in schlechten Händen“, verurteilt von Beust die Wirtschaftspolitik der SPD der vergangenen zehn Jahre als „Pfusch“ – das zielt deutlich auf von Beusts Konkurrenten ums Bürgermeisteramt Thomas Mirow ab, der diese Politik als Senator verantwortete. Während unter den SozialdemokratInnen zahlreiche Unternehmen vor allem aus der Medienbranche aus Hamburg abgewandert seien, „sind wir es gewesen, die Beiersdorf gerettet haben“. Dass beim Otto-Konzern keine Massenentlassungen anliegen, heftet sich von Beust so nebenbei auch noch ans eigene Revers, getreu dem Motto: „Man muss sich um jeden Arbeitsplatz kümmern, kümmern, kümmern.“

In den kommenden Wochen gilt es jedoch zuvörderst, die Zukunft des eigenen Jobs zu sichern, und dafür wurden am Samstag, so von Beust, „die Weichenstellungen vorgenommen“. Auch dafür, wie „diese Stadt in den kommenden Jahren aussehen wird“. Eine Stadt, die der Bürgermeister „zu einer der führenden Metropolen Europas machen“ will, zumindest „in ausgewählten Bereichen“, als da wären Luftfahrttechnik, China-Handel, Architektur. Events und Großereignisse werde es auch künftig verstärkt geben, auch wenn die Opposition darüber die Nase rümpfe: „Mir ist es lieber, es wird gut über die Bambi-Verleihung berichtet als über eine offene Drogenszene.“ Hier sei die SPD „an Provinzialität nicht zu überbieten“.

Fehler räumt von Beust in der Kita-Politik ein, „nicht nur im Marketing, sondern auch inhaltlich“. Dafür übernehme er „die Verantwortung“. Von daher sei es denn auch einer der Schwerpunkte, diese Fehler künftig zu vermeiden – denn „eine Stadt im Aufbruch darf auch die Schwachen nicht vergessen“.

Worte über Koalitionspartner zu verlieren fiel dem Bürgermeister an diesem Tage gar nicht ein. Gegenüber der Bild am Sonntag machte er lediglich deutlich, dass Schwarz-Grün in der Hansestadt kein Thema sei. Anderswo vielleicht, wo „die Grünen ideologisch nicht so verbohrt“ seien wie hier. Doch nach diesem Parteitag wäre ohnehin niemand auf die Idee gekommen, diese Option noch für möglich zu halten.