Nicht prickelnde Darstellung

Karl-Heinz Blumenberg, Kommunikationsleiter der „Hamburg für Spiele 2012 GmbH“ glaubt vor dem Ergebnis des heute präsentierten Evaluierungsberichtes an die faktische Überlegenheit Hamburgs

Die große Zustimmung zeigt uns, dass niemand sich belästigt fühlt

von OKE GÖTTLICH und ANDREAS WITTKOPP

taz: Wird der Marathon am 27. April eher ein Freudenlauf oder ein Trauerlauf für Hamburg?

Karl-Heinz Blumenberg: Das wird in jedem Fall ein freudiges Sportereignis. Natürlich wünsche ich mir, dass wir doppelten Grund zur Freude haben, wenn wir bei dieser Gelegenheit nach der Entscheidung am 12. April in München auch die Bewerbung Hamburgs für Olympia 2012 in den Mittelpunkt stellen könnten.

Man hatte nicht zuletzt bei den Internationalen Sporttagen den Eindruck, dass sich Hamburg gerne im Mittelpunkt des Interesses sonnt. Andere Bewerberstädte wollten partout nicht mit einem Stand vertreten sein.

Ich kann das niemandem verübeln, obwohl die Internationalen Sporttage ja eine Veranstaltung des Hamburger Sport Bundes gewesen sind. Ich hätte es daher begrüßt, wenn alle Bewerberstädte noch einmal ihre Konzepte vorgestellt hätten.

Dennoch wird Ihnen durch den Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens, Peer Steinbrück, vorgeworfen mit „Finten und Desinformationen“ Hamburger Medien wie den Stern und das Hamburger Abendblatt von ihren selbstsicheren Einschätzungen überzeugt zu haben.

Wir haben in Hamburg sehr viele und starke Medien. Aber keine dieser Medien lässt sich von uns vor den Karren spannen. Natürlich führen wir mit allen Gespräche. Die Medienvertreter haben sich sehr intensiv mit Politikern, Fachleuten und Sportlern unterhalten. Auch hier überzeugten die Fakten.

Kann es sein, dass gerade diese faktische Selbstsicherheit in Übermut münden könnte und so zu einer Schwäche der Bewerbung geworden ist?

Es gibt viele Dinge, die in der Atmosphäre oder im Gefühl liegen. Natürlich gibt es Leute, die Frankfurt attraktiver finden als Hamburg. An einigen Stellen wird der Eindruck erweckt, es sei überheblich, über Fakten zu sprechen. Man kann nicht erwarten, dass jemand die positiven Fakten kleinredet oder schwächer darstellt, als sie sind. Wir haben das Glück, dass wir eine städtebauliche Konzeption haben, die in der zeitlichen und geographischen Dimension mit Olympia perfekt zusammenpasst.

Die offensive Außendarstellung der Fakten hat aber beim NOK für Verärgerung gesorgt.

Wir haben in Deutschland erstmals durch die nationale Bewerbung von fünf Städten eine Situation, die auch für das NOK neu ist. Dazu gehört auch der Umgang mit Medien. Natürlich gibt es auch Darstellungen, die ich nicht prickelnd finde und die der Bewerbung nicht förderlich gewesen sind. Aber wir können den Medien keine Zensur erteilen. Das Beispiel von dem vorveröffentlichten Evaluationsbericht zeigt, dass es einzig die Entscheidung der Medien ist, Informationen zu veröffentlichen, die sie als werthaltig empfinden. Selbstverständlich habe ich mich nicht gefreut, dass da von uns nicht nachprüfbare Informationen aufbereitet wurden.

Man kommt ja in Hamburg an dem Logo „Feuer und Flamme für Hamburg“ nicht mehr vorbei. Haben Sie sich gefragt, ab wann es zu viel Marketing gibt?

In der heißen Phase gibt es viele Leute, die auch mit dabei sein möchten. Da mussten wir auf die Bremse treten. Die große Zustimmung in der Bevölkerung zeigt uns, dass wir den richtigen Weg gefunden haben und niemand sich belästigt fühlt.

Ist das für Sie auch die Erklärung, weshalb Hamburgs Olympiagegner bislang nur sporadisch aufgetreten sind.

Nein, bereits in der Planung sind alle relevanten Gruppen, die sich mit dem Thema Olympia auseinander setzten, eingebunden worden. Jede Woche haben alle Interessengruppen zusammen gesessen, um ihre Ideen, Wünsche und ihre Befindlichkeiten zu diskutieren. Anders ist es nicht zu erklären, dass bislang niemand auf den Plan getreten ist und gesagt hat „das wollen wir nicht haben“. Da gibt es in anderen Städten andere Beispiele.

Was passiert mit der Bewerbungsgesellschaft, wenn man es wider Ihrer Erwartungen nicht schafft?

Sollte sich das NOK nicht für den bestmöglichen Bewerber entscheiden, dann wird Hamburg den gemeinsamen Kandidaten nach Kräften unterstützen. In Hamburg gibt es viele Projekte, die im Augenblick ein bisschen durch das Olympiaprojekt zugedeckt sind. Unsere Erfahrungen könnten beispielsweise für die Vermarktung der Hafencity genutzt werden.