Nachgebaggert
: Gutachten: Tiefwasserhafen statt Weservertiefung

WWF warnt vor großem Tidenhub

Gegen das Grundgesetz, das Bundesnaturschutzgesetz und die EU-Wasserrahmenrichtlinie würde eine erneute Weservertiefung verstoßen. Das sagen die Gutachter Jürgen Lange und Sylke Bischoff in einer vom World Wildlife Fund (WWF) in Auftrag gegebenen Studie. Der WWF befürchtet, dass Vertiefungspläne für Weser und Elbe in den Entwurf des Bundesverkehrswegeplans, der ein paar Tagen vorgestellt wird, aufgenommen werden könnten.

Mit welchen Konsequenzen zu rechnen ist, wenn die Außenweser bis auf 15,5 Meter (Bremerhaven) vertieft wird und die Unterweser um 60 Zentimeter bis einen Meter, hat die Untersuchung unter die Lupe genommen. Fazit von Lange und Bischoff: Eine ausgebuddelte Weser wird eine höhere Strömungsgeschwindigkeit haben.

Der ohnehin schon gewaltige Tidenhub von jetzt schon über vier Metern würde noch größer. Die Folge sind die Zerstörung von Röhrichtflächen. Die Gelege von Bodenbrütern würden überflutet und zerstört. Mit dem Verschwinden von Flachwasserzonen würden Laich- und Aufwuchsgebiete für Fische und Nahrungsgebiete für Wasservögel wegfallen.

Die Hochwassergefahr würde ebenfalls steigen. Jürgen Lange stellte fest, die schwersten Eingriffe in den Fluss „können nicht kompensiert werden“.

Die GutachterInnen kritisierten außerdem, dass behördliche Umweltverträglichkeitsstudien vom Ist-Zustand eines Flusses ausgehen. Wolle man das ganze Ausmaß der Umweltzerstörung betrachten, müsse man den ursprünglichen Zustand der Weser als Richtgröße ansetzen. Das war im Jahr 1880 ein etwa zwei Meter tiefer Fluss mit einem Tidenhub von gerade mal 13 Zentimetern. Es gehe also um eine Vertiefung des Flussbettes von zwei Metern auf über neun Meter.

Im Haus der Senatorin für Bau und Umwelt, Christine Wischer (SPD) kenne man die WWF-Studie bislang nicht, sagt Behördensprecher Holger Bruns, deshalb gebe es keine Stellungnahme. Andreas Jacobsen, Sprecher von Bremens Häfensenator Josef Hattig (CDU) befürwortete die Weservertiefung bis Bremen: „Schließlich baut hier die BLG gerade ein riesiges Hochregallager. Da wollen wir natürlich nicht sagen: Ihr dürft eure Schiffe aber nur dreiviertel voll laden, weil die Weser nicht tief genug ist.“

In einem Punkt stimmen der WWF und der Senat überein: Beide befürworten einen Tiefwasserhafen. Der Standort Wilhelmshaven sei aber nicht hinreichend geprüft, kritisierte Claus. Der WWF verlangte ein norddeutsches Hafenkonzept. Der Tiefwasserhafen mache einen weiteren Weser- und Elbeausbau überflüssig. ube

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