Weniger kriminelle Kinder

Kriminalstatistik 2002: Mehr registrierte Straftaten, weniger Aufklärung. In Bremen kann man sicher leben, betonen die Statistiker. Die Polizei sieht „Präventionserfolg“ bei Jugendlichen

taz ■ Die gute Nachricht zuerst: Im letzten Jahr ermittelte die Polizei nur noch 1.299 tatverdächtige Kinder unter 14 Jahren – 9,7 Prozent weniger als noch 2001. Verglichen mit 1998 ging die Zahl sogar um 27,4 Prozent zurück. „Die gezielten Präventionsprogramme tragen Früchte“, lobte Innensenator Kuno Böse (CDU) gestern bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2002.

Andere Aspekte lassen Bremen indes nicht mehr so gut aussehen. Die Anzahl der registrierten Delikte stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent auf 95.279, die Aufklärungsquote sank von 45,9 auf 45,2 Prozent. Böse gestand, er sei damit „nicht zufrieden“, bescheinigte den Polizeien aber trotzdem, gute Arbeit geleistet zu haben. Verantwortlich für die gesunkene Aufklärungsquote sei vor allem die Zunahme bei den Diebstählen (+2,9 Prozent). Diese machen 57 Prozent aller registrierten Delikte aus, werden aber selten aufgeklärt. Böse kritisierte zudem, dass der Objektschutz viele Polizei-Kräfte binde – wie viele, konnte er nicht sagen.

Mord, Totschlag, Raub sowie Einbrüche traten der Statistik zufolge 2002 seltener auf als 2001. Häufiger zur Anzeige – und also häufiger in die Statistik – kamen Vergewaltigungen und sexuelle Nötigung (+22 Fälle) sowie Kindesmissbrauch (+41 Fälle).

Sage und schreibe 17,6 Prozent mehr Straftaten als noch 2001 registrierten die Polizei-Statistiker in Bremen-Nord. Verglichen mit der Gesamtzahl an registrierten Delikten sei das Gebiet nördlich der Lesum dennoch ein sicheres Pflaster, betonte Böse. Nur 11,6 Prozent der registrierten Kriminalität würden dort verübt. Für die Diebstähle seien Jugendbanden verantwortlich gewesen, sagte Polizeipräsident Eckhard Mordhorst. Nach einigen Festnahmen seien bereits Erfolge greifbar. Jetzt ist ein kommunaler Präventionsrat wie in anderen Stadtteilen geplant.

BremerInnen ohne deutschen Pass sind gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung nach Aussage der Polizeistatistik nach wie vor überproportional häufig unter den Tatverdächtigen vertreten. Das gelte auch, wenn man die Verstöße gegen das Ausländer- und Asylverfahrensgesetz nicht mitzähle und berücksichtige, dass die Statistik durch die so genannten „Kriminalitäts-Touristen“ verzerrt wird – Menschen ohne deutschen Pass, die nicht in Bremen gemeldet sind, hier aber als Tatverdächtige auftauchen. „Wir müssen mehr tun im Sinne der Integration“, schlussfolgerte Böse. Und betonte: „Das kann nicht Aufgabe der Polizei sein.“ sim