Pipeline zerstört Paradies

Eine 1.000 Kilometer lange Leitung soll Gas aus Algerien nach Spanien bringen – auf Kosten des Naturparks Cabo de Gata. Dabei, so Umweltschützer, gebe es Alternativen

MADRID taz ■ Cabo de Gata, der letzte Natur belassene Abschnitt der spanischen Mittelmeerküste, ist in Gefahr: Die Firma Medgaz will eine Gaspipeline von Algerien in das südspanische Andalusien bauen. Die Rohre sollen ausgerechnet in dem Naturschutzpark vulkanischen Ursprungs das Gas an Land bringen. Für eine erste Phase ist geplant, über die Pipeline 8 Milliarden Kubikmeter Erdgas in das spanische Netz einzuspeisen. Ab 2011, wenn auch die zweite Leitung verlegt ist, sollen es dann 20 Milliarden Kubikmeter sein.

Die 1.000 Kilometer lange Leitung wird 600 Millionen Euro kosten. 200 Kilometer werden auf dem Meeresgrund verlegt – an der tiefsten Stelle 2.100 Meter unter dem Meeresspiegel. Das Konsortium, an dem neben der algerischen Erdölgesellschaft Sonatrach und der spanischen Cepsa, auch BP, Total und Gaz de France beteiligt sind, hat nach eigenen Angaben sechs Routen für eine Pipeline von den Gasvorkommen in der algerischen Wüste nach Spanien geprüft. „Der Weg über den Süden der Provinz Almería ist der einzig machbare“, lautet das Fazit.

Die ausgewählte Route läuft direkt auf die Spitze des Cabo de Gata zu. Von dort geht es im Abstand von einer Seemeile parallel die Küste entlang bis die Pipeline dann bei San Miguel de Cabo de Gata an Land verlegt wird. Sie soll in der Dünenlandschaft des Naturschutzparks vergraben werden. „Die Schäden sind nicht abzusehen“, beschwert sich Francisco Toledano, Sprecher der Umweltschutzgruppe Ecologistas en Acción in Almería. Zwar hat die Dünenlandschaft auf der dreistufigen Skala nur den niedrigsten Schutzfaktor C, doch leben dort mehrere Wasservogelarten, die vom Aussterben bedroht sind. „Und der Meeresabschnitt, an dem die Pipeline entlang läuft, ist gar mit B eingestuft“, erklärt der Umweltschützer. Damit ist dort bis auf Fischfang mit kleinen, traditionellen Booten jede wirtschaftliche Aktivität verboten.

Für Toledano ist die Gasleitung „an sich überflüssig“. Denn die spanische Nachfrage werde durch die bisherigen Leitungen, die von Algerien über Marokko nach Südspanien verlaufen, voll und ganz gedeckt. Und um den europäischen Markt mit weiterem Gas aus Algerien zu versorgen, „kann die bestehende Leitung ausgebaut werden“, schlägt der Umweltschützer vor. Doch genau das will Medgaz nicht. Die direkte Leitung ist kürzer und damit billiger. Die andalusische Regierung schweigt bislang. Doch fürchten die Umweltschützer, dass die Politiker letztendlich dem Vorhaben zustimmen. Andalusien ist eine der ärmsten Regionen Spaniens und jede Investition ist hier willkommen.

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