Flüsse in Lebensgefahr

WWF warnt mit neuer Studie vor weiterem Ausbauvon Elbe und Weser und fordert sinnvolles Hafenkonzept

HAMBURG taz ■ Wenige Tage vor der Vorstellung des Entwurfs zum neuen Bundesverkehrswegeplan hat der World Wide Fund for Nature (WWF) vor der weiteren Vertiefung der Unterläufe von Elbe und Weser gewarnt. „Ein weiterer Eingriff in die Flusslandschaften ist mit nationalem und internationalem Naturschutzrecht nicht vereinbar“, sagte Beatrice Claus vom WWF. Die Umweltorganisation legte gestern ein Gutachten vor, das die Folgen für die letzten flusstypischen Lebensräume, Rote-Liste-Arten und den Hochwasserschutz darstellt.

Im Gutachten wird davon ausgegangen, dass eine Bewertung der Ausbaufolgen nicht aufgrund des Ist-Zustandes der bereits mehrfach ausgebauten Ströme, sondern vielmehr aufgrund ihres Zustands vor Beginn der Vertiefungen vor 120 Jahren erfolgen müsse. Weser und Elbe seien bereits fünf- und sechsmal vertieft worden, um immer tiefer gehenden Schiffen die Hafenzufahrt in Hamburg und Bremerhaven zu ermöglichen. Statt früher 2 Meter sei die Unterelbe heute 15 Meter tief und die Unterweser 9 Meter. Beide Flüsse seien bereits ökologisch verarmt.

Die Vertiefungen hätten dazu beigetragen, dass viele Fischarten ausgestorben oder Bestände zusammengebrochen seien. Die Erhöhung des Tidenhubs koste wertvolle Röhrichte, die Lebensräume für vom Aussterben bedrohte Vögel.

Der WWF fordert daher ein abgestimmtes Hafenkonzept: Sinnvoll sei es, einen Tiefwasserhafen zu bauen und auf die weitere Vertiefung der Ströme zu verzichten. GERNOT KNÖDLER