Taschengeld gekürzt

taz-Serie: Die Folgen der Etatkürzungen des Landes für die Kinder- und Jugendarbeit. Teil 7: Sportjugend Bielefeld

BIELEFELD taz ■ Der Sportjugend Bielefeld drohen durch den Landeshaushalt 2004/05 massive Einschnitte. Die Bielefelder müssen wegen ihrer vielseitigen Arbeit Kürzungen aus vier verschiedenen Landestöpfen hinnehmen. Die Aufrechterhaltung des großen Angebots wird dadurch unmöglich.

Neben der Betreuung der Jugendabteilungen aller 200 Bielefelder Sportvereine betreibt die Sportjugend Bielefeld unter anderem eine Bewegungs-Kindertagesstätte, mobile Sportangebote und ein Haus der offenen Tür. Besonders in den letztgenannten Bereichen ist mit massiven Kürzungen zu rechnen. „Die Kürzung des Personalkostenzuschusses macht uns besonders zu schaffen“, sagt der Vorsitzende der Sportjugend Bielefeld, Mike Antonowitsch. Eine Stelle wurde bereits gestrichen, volle Stellen müssen in Halbe umgewandelt werden. Das Problem: Für halbe Stellen gibt es noch weniger Zuschüsse. „Insgesamt fehlen uns 30.000 Euro“, sagt Antonowitsch – etwa sechs Prozent des vorherigen Etats. Die erhöhte Sportpauschale geht direkt an die Stadtverwaltung, die Übungsleiterpauschale kommt den Sportvereinen zu gute.

Auch im Falle der Jugendübungsleiter-Ausbildung wird es Probleme geben – ein Bereich, auf den die Bielefelder besonders stolz sind. „Bislang haben wir Schulungswochenenden in Bildungsstätten durchgeführt“, sagt Mike Antonowitsch, „das wird in Zukunft praktisch unmöglich sein. Kein Teilnehmer bezahlt die höheren Preise bei schlechterem Preis-Leistungsverhältnis.“ Die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher wird dadurch schwieriger.

Insgesamt werden vom Jugendministerium 27 Prozent der Mittel gekürzt. „Das sind etwa 25 Millionen Euro“, sagt der Vorsitzende des Landesjugendrings, Martin Wonik. Nach 1999, als im Landesjugendplan eine neue Schwerpunktsetzung in der Jugendarbeit gefordert wurde, um Gelder an fixe Projekte zu koppeln, folge nun der zweite massive Einschnitt in der Kinder- und Jugendarbeit.

Noch größere Probleme drohen im nächsten Jahr. Der Landesjugendplan 2005 sieht weitere Einschnitte in der hauptamtlichen Arbeit vor. „Die finanziellen Probleme werden auf Rücken der Ehrenamtlichen ausgetragen“, sagt Antonowitsch, „langfristig wird das Fundament der Arbeit abgegraben.“ Die Folgen seien momentan noch nicht absehbar. Morgen soll der Doppelhaushalt 2004/05 endgültig im Landtag verabschiedet werden.

HOLGER PAULER