kulturhauptstadt
: Essen lobt nicht

Ernst-Otto Stüber, scheidender SPD-Oberbürgermeister Bochums, findet Essen sympathisch. Er habe dort seine Frau kennengelernt. Die Stadt besitze tolle Museen, gehe verantwortungsbewusst mit Schätzen wie der Zeche Zollverein um. Das Aalto-Theater ist für Stüber eine der schönsten Theaterbauten überhaupt. Würde die Verbandsversammlung des Kommunalverbandes Ruhrgebiet (KVR) am 9. Februar also Essen zur Bewerberstadt für die Kulturhauptstadt 2010 küren – Ernst Otto Stüber freut sich einen Ast ab.

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Auch Essens Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger hat eine Nachbar-Eloge aufgesetzt: Bochum sei eine Stadt des Sports, der Unterhaltung und der Kultur. Reiniger sieht das so, in dieser Reihenfolge.

Denkt der Christdemokrat an Bochum, denkt er an Grönemeyer, an Currywurst, an den VfL, Bermudadreieck, Starlight und das Eisenbahnmuseum. Knapp nach Starlight hat er das Schauspielhaus Bochum eingefügt. Auch Essener würden hier „unterhaltsame“ Stunden verbringen. Klingt, als verwechsele Reiniger die Hochkulturbühne mit der boulevardesken Comödie. Die Jahrhunderthalle und die Bochumer Symphoniker verschweigt er ganz.

Vielleicht sollte man die Lobhudelei der Stadtspitzen nicht zu genau analysieren. Aber eines ist klar: Obsiegt beim KVR erwartungsgemäß Bochum über Essen, hat Reiniger ein Problem. Wie soll er das seinen Wählern im September erklären? Er will schließlich weiter regieren.