Zahlen für ein leeres Bett

In einigen Krankenhäusern des Ruhrgebiets müssen Kranke in Vorkasse gehen: Sie zahlen für 28 Tage, egal wie lange sie behandelt werden. Der PatientInnenverband hält das für „völlig absurd“

VON ANNIKA JOERES

Frau K. war zu schnell gesund. Sie hatte für 28 Übernachtungen im Dortmunder Knappschaftskrankenhaus 280 Euro bezahlt, als sie schon nach 15 Tagen entlassen wurde. Sie war nur froh, dass sie raus war, erzählt sie. Auch Herr K. war glücklich, dass die schmerzhafte Bauchspeicheldrüsenentzündung seiner Frau endlich geheilt und die Behandlung so gut war. „Deshalb waren wir gnädig und haben sofort bezahlt.“

Seit dem ersten Januar müssen PatientInnen zehn Euro pro Krankenhaustag bezahlen, höchstens jedoch für 28 Tage im Jahr. Das Geld erhalten die Krankenkassen. Vor der Gesundheitsreform von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) wurden nur neun Euro pro Tag und höchstens vierzehn Tage pro Jahr in Rechnung gestellt. Damals wie heute zahlen PatientInnen normalerweise erst bei ihrer Entlassung – nicht jedoch in der Dortmunder Klinik. Einige Tage bevor Frau K. aus der Klinik kam, erhielt sie von der Krankenschwester eine Rechnung über 280 Euro, eingetragen war nur ihr Aufnahmetermin. Den Beleg solle sie gut aufbewahren, um das Geld am Ende des Jahres zurückzubekommen, hieß es in der Infobroschüre.

„Das ist nicht zulässig“, sagt Susanne Angerhausen, vom „PatientInnen-Netzwerk NRW“ in Wuppertal, einem Zusammenschluss von Selbsthilfegruppen. „Die PatientInnen sollen ja keinen Vorschuss leisten.“ Der Sinn des Gesetzes sei es, erst am Entlassungstag das Geld einzusammeln. Sonst könne jeder Arzt im Januar 40 Euro für die kommenden vier Jahresquartale einziehen. „Das ist völlig absurd.“

Das findet das Dortmunder Knappschaftskrankenhaus nicht. „Wir fordern die PatientInnen immer sofort auf, zu zahlen,“ sagt Anette Kampelmann von der Rechnungsabteilung. Wenn sie dann doch kürzer blieben als erwartet, bekämen sie das Geld sofort zurück. Warum das bei Familie K. nicht der Fall war, kann sie auch nicht erklären. „Das kann nicht sein.“ Normalerweise würden sich ja auch die PatientInnen melden. Und wenn nicht? „Unser System merkt alles.“ Außerdem sei die Zahlungsmoral schlecht: Viele PatientInnen wollen gar nicht zahlen oder erst viel zu spät. Die Klinik versteht da keinen Spass: „Wir mahnen zwei Mal in der Woche.“ Da sei es doch für alle einfacher, am Anfang zu kassieren.

Andere Kliniken im Ruhrgebiet sehen das anders. „Natürlich zahlen unsere PatientInnen erst wenn sie gehen“, heißt es aus der Rechnungsabteilung des Elisabeth-Krankenhauses in Bochum. Schließlich könne nur etwas in Rechnung gestellt werden, was die Klinik bereits geleistet habe. Bisher habe auch alles problemlos geklappt, alle Kranken hätten gezahlt. Auch im Essener Klinikum zahlen die PatientInnen anstandslos. „Die sind alle bestens informiert.“ Wer möchte, könne auch erst Tage nach seinem Aufenthalt bezahlen. „Es gibt keinen Zeitdruck.“