In angemessener Lage

Nachdem ein Bürgerentscheid skeptischer Anwohner erfolglos ausgegangen ist, bekommt die Kleinstadt Verden/Aller doch ihr umstrittenes Krematorium

verden epd/taz ■ Am vergangenen Sonntag ist der Bürgerentscheid gegen ein Krematorium auf dem kirchlichen Waldfriedhof der evangelischen Domgemeinde in Verden bei Bremen (taz berichtete) gescheitert. Nach Angaben der Stadt vom Sonntagabend stimmten lediglich 2.166 Bürger gegen das umstrittene Projekt. Die Niedersächsische Gemeindeordnung schreibt aber vor, dass sich mindestens ein Viertel der insgesamt gut 20.000 Stimmberechtigten in der Kleinstadt an der Aller gegen das Krematorium hätten aussprechen müssen. Das entspricht etwa 5.200 Stimmen.

Bei einer Wahlbeteiligung von 14,8 Prozent sind jedoch lediglich 3.081 Wahlzettel abgegeben worden. Damit ist das Vorhaben der Bürgerinitiative gescheitert, den Baubeschluss des Stadtrates vom Mai vergangenen Jahres zu kippen. Die Anlage sei ein Industriebetrieb und habe an diesem Ort nichts zu suchen, kritisierte im Vorfeld der Abstimmung erneut der Vorsitzende der Bürgerinitiative, Günter Rogalinski. Ihr Bau bedeute einen erheblichen Eingriff in die Friedhofsruhe und in die unberührte Natur dieses beliebten Naherholungsgebietes.

Die betroffenen Anwohner befürchten, dass die Menschen in den benachbarten Wohnstraßen durch Schadstoffemissionen gefährdet und durch Gerüche belästigt werden. Bemängelt hatten sie im Vorfeld der Abstimmung auch die zögerliche Informationspolitik seitens der Stadt.

Bei derzeit jährlich etwa 40 Verbrennungen gebe es in Verden zudem keinen Bedarf, sagte Rogalinski. Die Bezirksregierung hatte im Gegensatz dazu in einer Stellungnahme einen Bedarf für Verden und die umliegenden Landkreise festgestellt. Ein privater Investor will das Krematorium errichten und jährlich mindestens 1.200 Leichen verbrennen, damit der Betrieb wirtschaftlich ist. Sorge bereiten diese Pläne nicht zuletzt den Betreibern der Anlage im benachbarten Bremen: Dort fürchtet man um Arbeitsplätze.

Der Stadtrat ist ebenso wie der evangelische Superintendent Dieter Rathing für den Bau. Er habe sich gegen den ursprünglich diskutierten Standort im Verdener Industriegebiet ausgesprochen, weil dieses Umfeld aus Sicht christlicher Trauerkultur unangemessen sei, sagte Rathing, leitender Theologe des Kirchenkreises Verden. Das Industriegebiet sei „für Trauer und für das Bedenken von Tod und Sterben im wahrsten Sinne des Wortes trostlos“.