Doppelangebote fliegen raus

TU-Präsident Kurt Kutzler hat ein Sparkonzept erarbeitet. Sieben Institute sollen geschlossen werden. Die Fächer werden auch an anderen Unis angeboten. Die Betroffenen fühlen sich überrumpelt

von ANNA LEHMANN

Lange hat sich TU-Präsident Kurt Kutzler geweigert, Kürzungen an seiner Universität überhaupt in Erwägung zu ziehen. Doch im Vertrauen darauf, mit einer Unterschrift unter die um 75 Millionen Euro nach unten modifizierten Hochschulverträge Ruhe für die nächsten fünf Jahre zu haben, legt er nun doch noch einen entsprechenden Strukturplan vor.

Augen zu und durch, mag sich Kutzler gedacht haben und schlägt vor, gleich sieben von derzeit gut 50 Studiengängen einzustellen: Musikwissenschaft, Technischer Umweltschutz (TUW), Lebensmittelchemie, Psychologie, Vermessungswesen, Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre. Damit stürzt sich das Kutzler-Konzept auf Mehrfachangebote, denn die genannten Studiengänge gibt es namentlich auch an den anderen Berliner Unis oder Fachhochschulen. Die Magister- oder Diplomstudiengänge werden eingestellt, verschmelzen mit anderen Instituten oder sollen als Masterfächer angeboten werden. Kutzler folgt dem Weg, der mittelfristig in Bachelor- und Masterstrukturen für das gesamte Angebot münden soll. Zudem sollen die acht Fakultäten zu sieben umstrukturiert werden. Insgesamt will der Unipräsident 22 Millionen Euro sparen und bleibt unter der Vorgabe des rot-roten Senats von 29,3 Millionen.

Der TU-Präsident wird sein Konzept morgen dem Akademischen Senat (AS) vorstellen, der Entscheidungsplattform für hochschulinterne Angelegenheiten. Auf der Sitzung des AS wird das Papier zunächst beraten, dann wird eine Kommission die Vorschläge prüfen. Endgültig abgestimmt wird erst im Juni im Kuratorium, dem höchsten Uni-Gremium. Es bleibt also noch Zeit für Korrekturen, zumal das Konzept mit den betreffenden Instituten noch nicht abgestimmt worden ist.

Das scheint bitter nötig: Man habe zuerst aus der Presse von den Streichplänen erfahren, beschwert sich der Geschäftsführer des Instituts für Technischen Umweltschutz, Martin Jekel. Er sehe keinen Grund für den Umbau des Instituts: „Unsere Absolventen sind auf dem Markt nachgefragt.“ Als „Unsinn“ bezeichnet Dieter Lelgemann vom Institut für Vermessungswesen die Pläne des Rektors. Sein Institut, das unter anderem gerade Landkarten vom Mars erstellt, sei einmalig in Berlin und Umgebung.

Wenig Überlebenschancen haben die Musikwissenschaften. Mit zwei ProfessorInnen (die immerhin fast 700 Studenten betreuen) habe das Institut eine „unterkritische Größe“, heißt es in Kutzlers Konzept. Dieser Studiengang sei aber eng an den Bereich Akustik und Kommunikation angelehnt und an der TU deshalb bestens aufgehoben, entgegnet TU-Professorin Helga De La Motte.

Immerhin erntet Kutzler auch ein Lob: Der Volkswirtschaftsprofessor Christof Helberger hält die Zusammenlegung seines Instituts mit der Soziologie für „vernünftig“.

Als unausgegoren lehnen die Studenten das Konzept ihres Präsidenten ab. Statt eines Strukturkonzepts hätte Kutzler ein „Kürzungskonzept“ vorgestellt, kritisiert Asta-Sprecher Matthias Hoffmann. Es komme weder den Forderungen des Berliner Senats, noch des TU-Kuratoriums nach. Das hatte kürzlich einen Ausbau des Studienangebots gefordert.