Was ich gelernt habe: Motivation

Austauschjournalist Vu Tu Dat über die taz

Ich bin glücklich, als Stipendiat bei der taz gewesen zu sein. Nachdem ich die Nachricht bekam, dass ich bei der taz in Berlin untergebracht würde, habe ich mich im Internet über das Blatt informiert und gelernt, dass die Zeitung eine alternative Stimme in Deutschlands sehr dynamischer Medienlandschaft ist.

In den vergangenen zwei Monaten, der Zeit meines Stipendiums, habe ich erfahren, wie die taz in der starken Konkurrenz auf dem Zeitungsmarkt überlebt. Zuerst und vor allem hat das Blatt einen Pool sehr enthusiastischer und motivierter Journalisten und Reporter, Männer wie Frauen. Und dann hat das Blatt eine große Zahl loyaler Leserinnen und Leser, von denen viele das Blatt auch finanziell unterstützen.

Die journalistisch arbeitenden Mitarbeiter der taz haben verschiedene Ansichten, aber sie setzen sich alle für Meinungs- und Pressefreiheit ein. taz-Journalisten können schreiben, was sie wollen und von dem sie selbst denken, dass es die Leserinnen und Leser interessieren sollte. Ich habe das jeden Morgen bei den Redaktionskonferenzen festgestellt, als jede und jeder sagen konnte, was die Zeitung am nächsten Tag bringen, wie der Fokus sein sollte und wie die jüngste Ausgabe zu bewerten sei.

Ich bin sehr beeindruckt von den Schlagzeilen und Fotos auf der Seite eins. Dafür ist das Blatt bekannt, und sie zählen zu den besonderen Traditionen. Damit ist immer eine gewisse Ironie verbunden. Wer einen anderen Blick als den von hunderten anderer Zeitungen haben will, greift zur taz. Eine Studentin, die gerade ihren Master in Linguistik macht, sagte mir, dass es nicht immer nur amüsant sei, die taz zu lesen. Denn ihre Artikel sind auch sehr ernsthaft. Das gilt zumindest für die Kommentare zu politischen Themen.

Mir gefällt die Idee, dass, wer bei der taz arbeitet, damit auch etwas verändern will. Damit stimmt das, was eine Broschüre über „Motivation“ bei dem Blatt sagt. Wenn jemand von der taz gefragt würde, warum er oder sie dort trotz des geringen Gehalts arbeitet, würde die Antwort lauten: „Du brauchst Motivation.“ Das habe ich hier wirklich von meinen Kollegen gelernt.

Viele haben die taz in Richtung größerer Medien verlassen – wegen persönlicher finanzieller Schwierigkeiten. Das ist verständlich, wenn man heiratet und eine Familie ernähren muss. Trotzdem arbeiten diese Journalisten weiter mit dem, was sie bei ihrem ersten Karriereschritt in der taz gelernt haben. So hat die taz zahlreiche professionelle Journalisten geformt. Die Einstellung des Blattes, alles für die Leserinnen und Leser zu geben, ist genau das, was junge Journalisten wie ich in die Praxis umsetzen wollen. VU TU DAT

VU TU DAT, 31, Journalist aus Hanoi, Vietnam, ist Stipendiat des Internationalen Journalisten Programms. Er war zwei Monate lang in der taz.