was uns blüht: innovation
: Deutschland. Das von morgen

Die Forschungsministerin ruft zum Innovationsdialog. Edelgard Bulmahn lud dazu gestern die „Vordenker in Wissenschaft und Wirtschaft“ zum „Kongress“ nach Berlin. Heraus kam Frontalunterricht alter Schule – und eine Zwischenlandung des Kanzlers.

Das Klassenzimmer ist eine große gemütliche Halle mit Glasdach im Atrium der eleganten DZ Bank am Pariser Platz in Berlin. Am gläsernen Gewölbe hängen weiße Plastiken wie abgebrochene Engelsflügel. Darunter werden der anwesenden Schar von Professoren und Funktionsträgern der deutschen Forschungselite die Flügel gestutzt. „Deutschland. Das von morgen“, heißt der Titel des „Kongresses“, aber reden tut vor allem die Politik. Erst Frau Bulmahn, die mit je 50 Millionen Euro jährlich vier bis sechs Eliteunis zu fördern verspricht. Am Schluss der kurz eingeflogene Kanzler, der Bulmahns Plan in einen politischen Rahmen von Ganztagsbetreuung bis Zuwanderungsgesetz gießt und wieder verschwindet.

Dazwischen schwärmen die Innovativen wie Nobelpreisträger Horst Störmer, seit 27 Jahren in den USA forschend, davon, wie schön es sein kann, zur Forscherelite zu gehören. Weil der Kanzler noch Zeit braucht, muss sich das Klassenzimmer Anekdoten vom McKinsey-Chef Jürgen Kluge anhören – diskutieren darf es erst nach dem Kanzlerauftritt.

Viel Innovatives war aber auch nicht zu erwarten: Das Durchschnittsalter liegt bei über 50. Nobelpreisträgerreife Ideen durchströmen den Forscher um die 30, wie Störmer sein Publikum belehrt. Und nach jungen Unternehmern, die vielleicht im Land geblieben wären, muss man mit dem Mikroskop suchen.

Nach Innovation hat Bulmahn offenbar nicht gefahndet, eher nach einem schmucken Rahmen für ihre neue Idee. Die Herrn Professoren sagten dann auch hübsch Danke. URB