Auf der Flucht

Experten warnen: Geschlossenes Heim treibt in die Kriminalität. Polizei sucht weiter nach Ausreißern

Die beiden Jugendlichen, die am Dienstag aus dem „geschlossenen“ Heim in der Feuerbergstraße ausgebrochen waren, sind noch auf der Flucht. Laut Sozialbehördensprecher Oliver Kleßmann sucht die Polizei bisher vergeblich nach dem 16-Jährigen und seinem 14-jährigen Mitinsassen, der bereits zum zweiten Mal abgehauen ist.

Obwohl sie keine zu Freiheitsentzug verurteilten Straftäter sind, kann die Polizei tätig werden. Denn das „Aufenthaltsbestimmungsrecht“ für die beiden liegt beim „Familieninterventionsteam (Fit)“, das hatte die Einweisung ins Heim beschlossen.

Der 14-Jährige war bei seiner ersten Flucht Anfang März von der Polizei aufgegriffen worden, als er versuchte, ein Auto aufzuknacken. Fachleute haben wiederholt davor gewarnt, dass Jugendliche durch Einweisung und Flucht aus einem geschlossenen Heim in die Kriminalität getrieben werden. So hatte die ehemalige Leiterin des jugendpsychiatrischen Dienstes, Charlotte Köttgen, 2002 in einem Buch geschrieben: „Ein geflohener Insasse muss sich Wohnung und Essen mit Gewalt beschaffen. Das vor allem erhöht seine Gefährlichkeit.“

Die CDU hingegen, die am Konzept der Feuerbergstraße festhalten will, sieht diese Gefahr nicht. „Die beiden werden weitermachen, was sie vorher auch schon gemacht haben“, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete Klaus-Peter Hesse. „Seit ihrer Flucht hat sich für die Jugendlichen im Vergleich zu ihrem Zustand, wie er vor der Unterbringung im Heim war, nichts geändert.“ EE