Urdrüs wahre Kolumne
: Rentners Suppenküche

Erst aus der Märzausgabe des „Hanseschnack“ von good old Martin Globisch wurde mir bekannt, dass im „eiszeit“ an der Schlachte die Gelateria-Spezialitäten vom leibhaftigen Preisträger des „Eis-Oscar“ geliefert werden. Warum macht die Bremen-Werbung denn von solchen Highlights keinen Gebrauch? Und wieso fehlt im Zusammenhang mit Bewerbungen für Olympia in Kooperation mit Hamburg jeder Verweis darauf, dass (O-Ton des Monatsmagazins) beim „16. Boßeln für Männer aus Politik, Wirschaft und Medien“ in Bremen-Nord „Sieger wie so oft der Bremer Unternehmer Bernie Beilken wurde“? Eine Stadt, die solche Männer hat – muss die sie dann etwa verstecken? Nicht so sehr herausstellen sollte man allerdings die Info aus derselben Ausgabe des Blattes, dass Projektleiter Dr. Wolfgang Wilke vom Space Park „gelernter Kernphysiker“ ist. Unter diesen Umständen muss doch damit gerechnet werden, dass vor der Inbetriebnahme auch noch UN-Inspektoren und Internationale Atombehörde unter Blauhelmen einmarschieren, um dann zu regelmäßigen Kontrollen auf Kosten der Betreiber wiederzukommen, von denen ja jetzt noch niemand weiß, wer das nun irgendwann sein soll ...

Sehr unappetitlich die taz-bremen-Überschrift „AOK kocht eigene Rentensuppe“. Wer riecht da nicht den Gestank von flauem Kohl, zerbröselnden Dampfkartoffeln und fettiger Schwartenbrühe aus der Armenküche? Ein böser Schlag für alle Bestrebungen, Bremen von der Schokoladenseite zu zeigen und mit Milkas Hilfe im Frühling als antörnendes Aphrodisiakum wirken zu lassen!

Schön, dass die Bremer Hilfe zur Selbsthilfe als Hackepeter von dem Fleischer der guten alten Konsum- und Neue-Heimat-Sozialdemokratie unter neuer Flagge als „Therapiehilfe Bremen GmbH“ weiter daran arbeiten wird, den vom Aussterben bedrohten Geschäftsführertypus „Kleine rote Strolche“ in die Zukunft zu retten. Wenn diese gefährdete Art verschwunden ist, wird man womöglich erkennen, dass in ihr das Genpotenzial zur wirksamen Bekämpfung von Fußschweiß, Glatzenbildung und Zellulitis schlummert, und dann ist es freilich zu spät. Dass man diese Anstrengungen nun gerade unter dem Vorwand Drogenhilfe unternimmt, mag man durchaus als späte Wehe der liebknechtschen Parole „Arbeiter, meidet den Schnaps“ und damit als nostalgische Reverenz verstehen.

Auf der Weserbrücke begegnet mir ein etwa achtjähriger Philosoph, der hingebungsvoll ins Wasser spuckt. Angesichts der ohnehin vorhandenen Trübung des Gewässers mache ich ihm daraus keinen Vorwurf, sondern wünsche ihm und seinem Rotz gute Reise nach Bremerhaven. Eine Aussicht, die dem Visionär allerdings nicht genügt: „Und dann komm ich über die Sonnenstrahlen in den Himmel und dann irgendwann mit dem Regen aus den Wolken wieder hierher!“ Haben wir je einen dieser Labersäcke aus den Planungs- und Hafenressorts zum Thema „Stadt am Fluss“ so weit weiterdenken hören?

Habe ich das mit der Ankündigung einer Van-Gogh-Party in diesem Blatte überlesen? Dafür lässt mich vorgestern immerhin die Welt wissen, dass eine solche für den 30. März im Ratskeller vom Bremer „Kulturverein Freizeit“ geplant ist. Wieviele Ohren werden bei dieser Gelegenheit auf der Strecke bleiben müssen, damit der Abend als Erfolg für die Bewerbung als Kulturhauptstadt gewertet werden kann? Wird man Absinth in Weinpokalen reichen oder aus dem Fundus des Überseemuseums ausgestopfte Südseemädchen zum Gelingen beisteuern? Kommen Mr. President, Corinna May DJ oder James „Hans“ Last? Werden bei der Tombola Sonnenblumen verlost? Um die Sache zum Erfolg zu führen, werden sich die Partymacher noch was überlegen müssen – etwas Chill Out auf den Bänken der nahen Parkanlagen reicht doch nur denen, die ohnehin nur zum Baggern kommen!

Klangvolle Klänge und prima Kleinkunst werden heute im Bürgerhaus Weserterrassen beim Bunten Abend der Initiative Hörsturz im Kampf gegen das vermaledeite Formatradio mit allerersten Kräften des Bundes zur Theatralisierung des Alltagslebens zu vernehmen sein. Nur ich muss trotz Ankündigung im Programm stumm bleiben, da mir irgendein heimtückischer Virus nach dem Besuch der Computermesse Cebit das Mundwerk stillgelegt hat – Beleg für die ethisch-moralische Verkommenheit moderner Kommunikationstechnologie. Trotzdem an die Weser kommen, empfiehlt im unermüdlichen und gerechten Kampf des Völkchens gegen Dudelfunker

Ulrich
„Hör zu“ Reineking