Autohersteller mögen‘s dreckig

Umweltschützer werfen der deutschen Autoindustrie vor, die Einführung von Diesel-Rußfiltern zu behindern

BERLIN taz ■ Das Umweltbündnis „Kein Diesel ohne Filter“ wirft der deutschen Autoindustrie vor, den Einsatz von Filtern in Autos mit Dieselmotoren zu blockieren. „Wie damals gegen den Katalysator sträuben sich die Autohersteller derzeit gegen die Rußfilter in Diesel-Autos“, sagte Axel Friedrich, Verkehrsexperte des Umweltbundesamtes, gestern auf einer Pressekonferenz des Umweltbündnisses in Berlin. In dem Bündnis haben sich mehrere Umwelt- und Verbraucherverbände sowie der Verkehrsclub Deutschland (VCD) zusammengeschlossen.

Das Bündnis verlangt, dass mit Rußfiltern ausgestattete Diesel-Autos steuerlich begünstigt werden. Außerdem müsse eine niedrige Schadstoffgrenze für Dieselautos – 2,5 Milligramm pro Kilometer – vorgeschrieben werden. Derzeit beträgt der Grenzwert in der Europäischen Union das 20-fache, ab 2005 ist er immerhin nur noch zehnmal so hoch.

Der Verband der deutschen Automobilindustrie VDA wies die Vorwürfe zurück. „Die Automobilindustrie hat ihre Ankündigung vom Sommer 2003, Fahrzeuge mit Partikelfilter anzubieten, umgesetzt“, teilte der Verband mit. Die Filter-Autos würden nach und nach auf den Markt kommen.

Bereits im November 2003 haben sich die Umweltminister von Bund und Ländern darauf geeinigt, Filter-Autos mit einer niedrigeren Kraftfahrzeugsteuer zu belohnen. Momentan kostet ein Auto mit Diesel-Rußfilter noch rund 1.000 Euro mehr als ein herkömmlicher Diesel, schätzt Günter Hubmann von Greenpeace. Die Mehrkosten sollen durch den Steuerbonus aufgefangen werden.

Autos mit Dieselmotor sind beim Verbraucher beliebt, weil sie in der Regel weniger Kraftstoff als Benziner verbrauchen. Aber ein Dieselfahrzeug gilt auch als Dreckschleuder. Die Dieselabgase enthalten Ruß, der zu Erkrankungen der Atemwege oder gar Lungenkrebs führen kann. Laut Umweltbundesamtes sterben jährlich 14.400 Menschen in Deutschland infolge der Rußpartikel.

Längst gibt es Filtertechnik, die den gefährlichen Staub zu fast 100 Prozent eliminieren kann. Der Autohersteller Peugeot gilt als Musterknabe in Sachen Dieseltechnik. Die Franzosen statten inzwischen mehrere Modelle serienmäßig mit einem Rußfilter aus. Von den deutschen Herstellern bietet nach VCD-Angaben derzeit nur Volkswagen für den Passat und Mercedes für Fahrzeuge der C- und E-Klasse Dieselfilter an.

Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte die zögerliche Haltung der deutschen Autoindustrie. „Mit massiver Lobbyarbeit versuchen sie strenge gesundheitsschützende Schadstoffgrenzwerte für Dieselfahrzeuge zu verhindern“, sagte Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD. MICHAEL SITTIG